In der Eifel ist die FDP alles andere als eine Massenpartei. Deshalb ließ schon die schiere Zahl der Parteimitglieder vermuten, dass es sich nicht um eine der üblichen Nominierungen handelt. 59 Liberale aus den Kreisen Bitburg-Prüm, Daun und dem Altkreis Wittlich (VG Wittlich-Land, Stadt Wittlich, VG Kröv-Bausendorf und VG Manderscheid) waren nach Bitburg gekommen, um den FDP-Kandidaten für den Wahlkreis 204 zu bestimmen. Ausgemacht, in der Öffentlichkeit verkündet und zwischen den drei Kreisverbänden so besprochen war die Kandidatur der später siegreichen 37-jährigen Sigrid Thiel aus Speicher. Doch sie erhielt überraschend Konkurrenz. Der 58-jährige Karl-Heinz Grünfelder aus Wittlich-Wengerohr entschloss sich erst wenige Stunden vor Sitzungsbeginn - zum Verdruss einiger Liberaler aus den Kreisen Bitburg-Prüm und Daun - zu einer Kandidatur. Wegen der ungewohnten Situation - normalerweise sind Kandidaten für den nicht eben aussichtsreichen Posten schwer zu finden - erhielt die Bewerber-Vorstellung ungewohnte Spannung. Den Anfang machte Sigrid Thiel, ledig, Diplom-Wirtschaftsingenieurin in einem Echternacher Betrieb, wo sie sich unter anderem um die Bereiche technische Kundenberatung, Messeplanung, Marketing und Vertragsprüfung kümmert. "Ich bin seit 20 Jahren aktiv bei den Liberalen", sagte die aus Speicher stammende Anwärterin. 1996 trat sie in die Partei ein und sie sitzt für die FDP im Speicherer Ortsgemeinderat. Als ihr Ziel nannte Thiel: "Aus der Region für die Region etwas zu erreichen." Verheiratet und Vater zweier Kinder ist Karl-Heinz-Grünfelder. Der aus dem Saarland stammende Liberale lebt in Wittlich-Wengerohr und arbeitet als Supervisor und Unternehmensberater. Grünfelder ist unter anderem gelernter Krankenpfleger, war Pflegedienstdirektor im Wittlicher Krankenhaus und hat eine Ausbildung bei der Bahn gemacht. In seiner Rede umriss der Träger des Bundesverdienstkreuzes seine Ziele wie beispielsweise eine Verbesserung der Verkehrs-Infrastruktur. Marie-Luise Niewodniczanska, Bitburg-Prüms FDP-Vorsitzende, verkündete schließlich das Ergebnis der geheimen Wahl: Bei einer Enthaltung votierten 46 Liberale für Thiel und zwölf für Grünfelder.