Urlaubszeit - Aussetzzeit

In diesem Jahr ist die Zahl der ausgesetzten Tiere nicht nur besonders hoch, viele Fälle sind auch besonders drastisch. Tierheime und -pensionen, Tierschützer und Ordnungsämter stöhnen unter der Arbeitslast und der finanziellen Belastung.

Wittlich/Daun. Jedes Jahr das gleiche Drama: Haustiere werden - besonders in der Urlaubszeit - einfach irgendwo ausgesetzt. In diesem Jahr scheint es besonders heftig zu sein.

Dem Tierheim Altrich wurden allein im vergangenen Monat 135 Katzen angeboten - und das bei 324 vermittelten Tieren im gesamten vergangenen Jahr. Tierheimleiter Rainer Kordel stöhnt: "In diesem Jahr ist es ganz schlimm. Tierheime in der weiteren Umgebung verweisen auf uns, weil auch sie voll sind. Wir versuchen immer noch, irgendwie zu helfen." Um mehr Katzen aufnehmen zu können, wurde in Altrich ein Außengehege gebaut.

Hilflose Kaninchen im Wald: fast Fuchsfutter

 Viel Arbeit für Tierschützer: Svetlana Gabricevic hat alle Hände voll mit ausgesetzten und verwilderten Katzen zu tun. Auch diese Kaninchen sind Fundtiere. Fotos: TV-Archiv / Monika Kewes / privat

Viel Arbeit für Tierschützer: Svetlana Gabricevic hat alle Hände voll mit ausgesetzten und verwilderten Katzen zu tun. Auch diese Kaninchen sind Fundtiere. Fotos: TV-Archiv / Monika Kewes / privat



Weitere Meldungen von Negativrekorden kommen von vielen weiteren Stellen. Die Mitglieder des Fördervereins Eifeltierheim melden 112 Fundtiere für 2009 im Raum Wittlich. Neben Katzen handelt es sich vor allem um Zwergkaninchen und auch Meerschweinchen. Allein von März bis jetzt zählte der Verein im Raum Daun weitere 150 Fundkatzen. Beim Ordnungsamt von Wittlich-Land heißt es, die Zahl der Fundhunde sei stark gestiegen, wenn auch nur auf neun in diesem Jahr.

Das Trierer Tierheim, in dem die Fundhunde der Region landen, weil sie in Altrich aus Lärmschutzgründen nicht aufgenommen werden können, platzt aus allen Nähten. Tierheimleiter Andreas Lindig registriert Zuwächse von zehn bis 15 Prozent. Bei den Katzen ist es besonders schlimm. 140 Stubentiger werden derzeit beherbergt, drei Mal so viel wie sonst.

Übereinstimmend sprechen alle Betroffenen davon, dass die Fälle immer drastischer werden. Die Tiere werden oftmals krank ausgesetzt. Einem aufgefundenen Dobermann mit Fußverletzung musste das Bein amputiert werden. Ein ganzer Wurf von Katzenbabys landete auf einem Feldweg. Vier Kaninchen der Rasse "Blaue Wiener", die aufgrund gesundheitlicher Gebrechen für die Zucht nicht mehr einsetzbar waren, landeten im Wald bei Niersbach und wären fast zu Fuchsfutter geworden. Die Kripo ermittelt. Der Förderverein hat für Hinweise eine Belohnung von 300 Euro ausgesetzt.

Das Leid der Tiere, die ausgesetzt oftmals keine Überlebenschance haben, lässt die Tierschützer rotieren. "Wir sind fix und fertig", sagt Svetlana Gabricevic vom Förderverein Eifeltierheim. Die Daunerin, die 2008 den Tierschutzpreis des Landes erhalten hat, kümmert sich auch um verwilderte Katzen. Sie appelliert an alle Tierhalter, die Vierbeiner kastrieren zu lassen, um zu verhindern, dass der Nachwuchs auf der Straße oder bei den überlasteten Tierschützern landet.

Doch nicht nur die Überlastung ist ein Problem. Den Tierschützern, ob von Heimen oder Vereinen, fehlt das Geld. Sie müssen für Futter, Arztbehandlungen, Benzin und vieles mehr aufkommen. Die öffentliche Hand zahlt nur für Fundhunde.

Kontakt: Förderverein Eifeltierheim, Telefon: 06508/1054, Internet: www.Foerderverein-Eifeltierheim.de.

Meinung

So geht es nicht weiter

Hilflose Haustiere, die in Feld und Wald elendiglich zugrunde gehen, auszusetzen, ist skrupellos. Nicht umsonst wird dieser Vorgang mit einem Bußgeld von bis zu 25 000 Euro belegt. Erschreckend, dass offensichtlich immer mehr Menschen so unbarmherzig agieren. Was ist da los? Lassen leere Geldbeutel die Menschen immer kälter werden oder ist diese Verrohung Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung mit vielen Ursachen? Fakt ist: So kann es nicht weitergehen. Einige wenige Tierschützer baden aus, was viele andere Menschen verantwortungslos anrichten. Diese wenigen bekommen noch dazu keine öffentliche Unterstützung. Die Frage, warum die Kommunen nur für Fundhunde und nicht für -katzen zahlen, sollte diskutiert werden. Diese Handhabung ist nicht einleuchtend. Um das Übel zumindest für die zahlenmäßig problematischste Tiergruppe, die Katzen, einzudämmen, sollte - wie von Tierschützern gefordert - die Kastrationspflicht für freilaufende Katzen à la Paderborn eingeführt werden. Dort sind die Probleme kleiner geworden. m.maier@volksfreund.de

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