Verräterischer Qualm

Dieses Häuschen (Foto: Hermann Bohn) für bestimmte Bedürfnisse in der Obergasse in Kommen ist ein Relikt aus der Zeit unserer Vorfahren. Werfen wir einen Blick in eine Hexennacht vor 50 Jahren zurück, als sich diese hunsverrückte Geschichte in einem kleinen Bauerndorf am Fuße des Haardtwalds abspielte.

Damals stand noch an jedem Bauernhaus in der Nähe des Misthaufens ein solches Häuschen - meist aus Holz. In die Tür war ein kleines Herz geschnitzt, das zwei Zwecke erfüllte. Zum einen konnte man sehen, ob die "Bedürfnisanstalt" besetzt war. Zum anderen konnten durch die Öffnung unangenehme Gerüche abziehen. Bei dieser Geschichte wurde statt üblicher "Geruchswölkchen" Pfeifenrauch einem unbeliebten Bauern zum Verhängnis. Dieser setzte sich abends in sein "Häuschen", zündete sein Pfeifchen an und passte auf die Dorfjugend auf, die ihm bisher stets in der Hexennacht einen Streich gespielt hatte. Als die Burschen Pfeifenrauch aus dem Herzchen quellen sahen, schlichen sie sich heimlich heran, schoben schnell den Riegel vor, warfen den Aufpasser mit seinem Häuschen kurzerhand um und ergriffen die Flucht. Laute Hilfeschreie drangen aus dem Inneren, die jedoch lange kein Gehör fanden. Nach geraumer Zeit kam seine Frau und befreite ihn aus der misslichen Lage. Von nun an war das Herzhäuschen für den Mann in der Hexennacht tabu. (HB)

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