Viele Bewerber und "gnadenlose" Chefs

TRABEN-TRARBACH. Zur Sache ging es jetzt für die Schülerinnen und Schüler aus den drei neunten Klassen der Mont-Royal-Hauptschule, nachdem sie eine Schulung zur Berufsorientierung absolviert hatten (der TV berichtete). Mit ihren Bewerbungsunterlagen traten sie am Aktionstag vor die Vertreter von zehn Unternehmen aus Traben-Trarbach und Umgebung.

Kommunikation, Kooperation, die richtigen Umfangsformen und wie Vorstellungsgespräche geführt werden, standen unter anderem auf dem Stundenplan, und jetzt hatten die jungen Menschen Gelegenheit, die erworbenen Kenntnisse anzuwenden und sich über die Betriebe und ihre Erwartungen und Anforderungen an einen Auszubildenden zu informieren. Spannend auch die Frage, ob ihre Bewerbermappen den kritischen Blicken der Chefs standhalten würden. Bevor die Gruppenarbeit begann, richtete Schulleiter Egon Heckmann das Wort an die neunten Klassen und griff den wichtigen Aspekt der Höflichkeit auf. Die werde ganz groß geschrieben. "Sagt Guten Tag, wenn Ihr einem über den Weg lauft. Das kommt immer gut an", riet er den Schülern. Der TV heftete sich an die Fersen von Anja, Christina, Ilonka, Frederik und Stefan. Die 14- bis 16-Jährigen waren in die Gruppe von Gerd Allgayer eingeteilt worden, der sich vor zwei Jahren in Traben-Trarbach mit dem "Casa Lina" selbständig gemacht hat. Arbeitsplätze gibt es im Restaurant, der Küche und im Hotel und interessiert verfolgten die Jugendlichen Allgayers Ausführungen über seinen beruflichen Werdegang und die hohen Anforderungen, die in der Branche gestellt werden. "Wir müssen arbeiten, wenn die anderen frei haben", stellte er gleich zu Beginn fest. Gefragt seien Kreativität, Flexibilität und gute Noten im Abschlusszeugnis. "Vorne muss eine 2 stehen", hieß es kurz und bündig. Wer in Mathe oder Fremdsprachen eine fünf habe, für den werde es sehr schwierig. Dann ließ sich Allgayer die Bewerbungsmappen zeigen, und es gab Lob, aber auch Kritik vom ausgebildeten Restaurantfachmann und Koch. "Ich bin jetzt gnadenlos", sagte der Chef und monierte sogleich Rechtschreib- oder Grammatikfehler. Es könne passieren, dass Bewerber deswegen gar nicht mehr in die engere Wahl kämen. Bei allen Kandidaten vermisste er ein Foto. Kopfschütteln auf seine Frage, ob ihnen nicht gesagt worden sei, dass dies in eine Bewerbung gehöre. Das Bild sollte immer gut und aktuell sein und könne getrost am PC erstellt und in das Schreiben eingepasst werden. "Seid zielsicher und selbstbewusst, aber nicht überheblich", riet Allgayer den künftigen Auszubildenden. In den Lebenslauf gehörten auch Interessen, Hobbys und besondere Erfahrungen. "Aber Ihr müsst auch dazu stehen", mahnte der Chef, "denn Ihr werdet gefragt, und alles wird kontrolliert". Auf solche Situationen sollten sich die Bewerber gut vorbereiten, und sie sollten ihr Licht weder unter den Scheffel stellen noch übertreiben. Der Arbeitgeber wolle sich schließlich ein genaues Bild machen. Die Bewerbung solle einen sauberen, klaren Eindruck machen, und im Gespräch mit dem künftigen Arbeitgeber spiele sogar die Körpersprache eine wichtige Rolle. Da gilt es, Haltung anzunehmen, sich nicht mit verschränkten Armen oder weit ausgestreckten Beinen auf dem Stuhl herumzulümmeln. "Die Bewerber sollten wissen, wie man sich hinsetzt", sagte Allgayer, der überdies beim Vorstellungstermin zu einem sauberen, ordentlichen Erscheinungsbild ohne einen zu tiefen Griff ins Schminktöpfchen riet. "Bewahrt Euch die Natürlichkeit", riet er. Nach harten Tagen im Berufsorientierungscamp wurde den Schülern am Aktionstag nun noch eine Lektion erteilt, die vollgepackt war mit wertvollen Tipps und der Erkenntnis, dass schon ein kleiner Fehler die Lehrstelle vermasseln kann. Allgayers Rat: "Gebt das Bewerbungsschreiben immer vorher ein bis zwei Leuten zu lesen".

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