"Viele Männer kleben an ihren Posten"

WITTLICH. Dass die Politik mehr Frauen braucht, stand bei der Podiumsdiskussion, zu der die Frauenunion eingeladen hatte, außer Frage. Welche Wege zu den politischen Ämtern führen und welche Voraussetzungen für Frauen geschaffen werden sollten, darüber sprachen Politikerinnen und solche, die es einmal werden wollen.

Dass die Frauen noch lange nicht am Ziel sind bei der Verteilung der politischen Ämter, machte Christa Klaß, Europaabgeordnete und Vorsitzende der Frauenunion, gleich zu Beginn der Diskussion deutlich. "Solange eine Geschlechterdiskussion im Vordergrund steht, so lange sind wir noch nicht am Ziel." Damit spielte sie auch auf die Neubesetzung des Bundespräsidenten-Amtes an. Sie ermunterte die Frauen, sich zu engagieren und forderte Netzwerke zur Unterstützung.Unterschiedliche Wege in die Politik zeigten die Podiums-Gäste auf. Birgit Collin-Langer, Oberbürgermeisterin von Bingen, sprach sich für eine Frauenquote aus. Nur dadurch sei in ihrer Stadt ein Klima geschaffen worden, das es ermöglichte, eine Frau für dieses Amt zu nominieren.Patrick Schnieder, Bürgermeister der VG Arzfeld, und einziger Mann auf dem Podium, appellierte an alle Frauen, sich für die Politik zu begeistern. Die Frauen, die sich zur Wahl stellten, würden nach seiner Erfahrung in Arzfeld auch meist gewählt. Auf eine lange Laufbahn in der Politik kann Magda Weber, Vorsitzende der Senioren-Union in Trier, zurückblicken. Sie erinnerte an frühere Zeiten, in der Frauen in der Politik noch eine Seltenheit waren: "Jetzt haben wir die Liste fertig, und jetzt brauchen wir noch eine Frau", zitierte sie Parteikollegen.Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, so könnte man den politischen Werdegang von Christiane Horsch, Wirtschaftsdezernentin der Stadt Trier, bezeichnen. Als sie sich entschloss, in die Politik zu gehen, weil sie sich nach einer Niederlage von Helmut Kohl berufen fühlte "der armen CDU aus dem Elend zu helfen", wurde für ihr jetziges Amt gerade eine neue Besetzung gesucht. Da man eine Frau wollte und Horsch durch ihre bisherige Arbeit schon Ansehen genoss, gewann sie die Wahl.Ortsvorsteherin Hildegard Nauerth-Mettler plädierte für einen Weg über die untersten kommunalen Gremien: "Man muss Arbeiten übernehmen und am Ball bleiben."Einen großen Teil der Diskussion nahm die Frage nach der Frauenquote ein. Birgit Collin-Langer zeigte sich als große Verfechterin der Quote. Dadurch kämen mehr Frauen zur Politik und damit auch andere Themen in den Vordergrund. Marianne Kranz, die frühere Vorsitzende der Frauenunion, bestätigte diese Erfahrung. Auch viele Männer kämen ausschließlich durch den Regionalproporz auf die Wahllisten. Dies sei auch eine Form von Quote, an der sich aber keiner störe. Heftiger ging Christiane Horsch zur Sache: "Viele Männer kleben an ihren Posten".Bei der Diskussion mit dem ausschließlich weiblichen Publikum zeigte sich, dass viele Frauen durchaus bereit sind, sich politisch zu engagieren, aber nicht wissen, wie sie es anfangen sollen. Magda Weber empfahl, viel zu lesen, vor allem Partei-Programme und Zeitungen. Eine junge Frau machte Mut: "Frauen stehen die Türen offen", meinte sie.

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