Volltönender Gesang im Kirchenschiff

KRÖV. Die St. Remigiuskirche Kröv mit ihrer barocken Innenausstattung erlebte einen beeindruckenden Auftakt der 1250-Jahr-Feiern des Weinortes an der Mosel. 150 Interpreten boten bei der Aufführung des Paulus-Oratoriums von Felix Mendelssohn Bartholdy optisch wie musikalisch ein imposantes Bild.

 Orchester und Chor boten in der Kröver Kirche ein beeindruckendes Konzert.Foto: Erich Gerten

Orchester und Chor boten in der Kröver Kirche ein beeindruckendes Konzert.Foto: Erich Gerten

Die intensiven Proben haben sich ausgezahlt, die Erwartungen sind erfüllt worden. Minutenlange Ovationen in der voll besetzten Kröver Pfarrkirche bestätigten Chorleiter Albert Henn und seinen 150 Mitwirkenden den Erfolg. Das 1836 entstandene Paulus-Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy wurde vom Kirchenchor Kröv-Kinheim, dem Madrigalchor Daun, dem Akademischen Orchester Bonn und den Gesangssolisten Irmgard Weber (Sopran), Irmtrud Griebler (Alt), Christian Dietz (Tenor) und Bardo Menke (Bassbariton) in der lichtdurchfluteten Pfarrkirche dargeboten. Das gewaltige Werk hielt die Zuhörer aus Kröv, Kinheim und den Nachbarorten zwei Stunden lang in seinem Bann.Bereits die Ouvertüre durch das mit mehr als 50 Instrumentalisten besetzte Orchester zeigte die Spielfreude der Musikerinnen und Musiker aus Bonn. Wie würde der Chor die gekonnte Vorgabe fortführen? Die Erwartung war zu spüren, bei Besuchern wie Interpreten. Kein Zweifel - bereits die ersten Takte bewiesen: Volltönender Gesang durchdrang beim Choral "Allein Gott in der Höh sei Ehr" das Kirchenschiff, lebendig, zügig, betont. Und nicht nur bei diesem. Der Chor meisterte die 22 der 45 von ihm zu leistenden Werkteile ausdauernd, je nach Anforderung sensibel zurückhaltend oder majestätisch kraftvoll. Die Konzentration der annähernd 100 Sängerinnen und Sänger auf die Einsätze des souverän und mit ruhiger Hand führenden Chorleiters, der Blickkontakt mit Albert Henn formte auch in schwierigen Harmonieverläufen und Doppelfugen das Werk zu einer Einheit. Blickkontakte, die man sich bei den Instrumentalisten gewünscht hätte. Die Einsätze und das Zusammenspiel der Streicher waren des öfteren ungenau, was nach der Ouvertüre nicht zu erwarten war. Henn hatte es erkannt und ließ in der Pause nachstimmen. Die Bläser fanden in der zweiten Hälfte des Konzertes besser zueinander.Überleitungen und Zwischenspiele gelangen den Instrumentalsolisten gut, so beispielsweise der jungen Oboistin bei der Einleitung zur Arie "Gott sei mir gnädig" oder Flöten und Fagott beim Übergang zum Choral "Herr, dir will ich mich ergeben". Zuvor hatte Tenor Christian Dietz beim Rezitativ die biblische Beschreibung von Jesu Tod derart einfühlsam ausgedrückt, dass bei manchen Zuhörern eine Gänsehaut entstand. Überhaupt: Die vier Gesangssolisten überzeugten durch sauberen, gefühlvollen und betonten Gesang.Wandel vom Saulus zum Paulus

Durch die umfangreiche Programmschrift hatten die Besucher die Möglichkeit, den Wandel des Saulus zum Paulus auch textlich nachzuvollziehen. Sie genossen sichtlich ein großartiges Werk, das tiefe Einblicke in die religiösen Vorstellungen von Mendelssohn Bartholdy gewährt und dennoch, oder vielleicht deswegen, zu einem warmen Sommerabend passte.Denn die Natur tat ihres dazu. Bei geöffneter Kirchentüre zwitscherten die Vögel. Auf der Außentreppe saßen Urlauber, die einige Minuten lauschten. Beides erfreute - das Oratorium und der laue Sommerabend mit seinen südlichen Temperaturen und den Topfpalmen am Kirchplatz; alles passend zum Oratorium, dessen Inspiration Mendelssohn Bartholdy in Italien erhielt und dessen Handlungen ebenfalls am Mittelmeer ihre Grundlage haben.

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