Vom Kuhstall in den Keller

MUSWEILER/BERNKASTEL-KUES. Bischof Dr. Reinhard Marx zeigte sich beim Besuch eines Bauernhofes in Musweiler und eines Weingutes in Bernkastel-Kues als Kenner der Agrarwirtschaft und als Oberhirte, der es versteht, auf Menschen zuzugehen.

 Ein Bischof auf dem Bauernhof: Reinhard Marx besucht den Eichenhof der Familie Zens in Musweiler und hat sichtlich Spaß beim Füttern der Kühe.Foto: Erich Gerten

Ein Bischof auf dem Bauernhof: Reinhard Marx besucht den Eichenhof der Familie Zens in Musweiler und hat sichtlich Spaß beim Füttern der Kühe.Foto: Erich Gerten

Bischofsbesuchin einem der kleinsten Dörfer des Kreises Bernkastel-Wittlich:Der Trierer Oberhirte Dr. Reinhard Marx "visitierte" denBauernhof der Gebrüder Matthias und Stefan Zens im 60-Seelen-DorfMusweiler (VG Manderscheid). Herzlich ist schon die Begrüßung, der Bischof geht auf die Gastgeber und deren Gäste zu - fast so als seien sie alte Bekannte. Bei bester Laune präsentieren sich Bischof und Gastgeber beim abschließenden Kaffee und Kuchen auf der Terrasse des Bauernhauses. Hin und wieder müssen die Gespräche wegen des Lärms der Düsenjäger vom nahen Militärflugplatz Spangdahlem unterbrochen werden, aber um das Thema Irak-Krieg ging es heute nicht.

Vielmehr steht eine Betriebsbesichtigung an. Reinhard Marx will auf Einladung der Katholischen Landvolkhochschule Landluft schnuppern und noch mehr über die Landwirtschaft erfahren, als er ohnehin schon weiß. Denn er präsentiert sich als Kenner der Materie: "Als Kind habe ich meiner Heimat die Kühe gehütet." Und er habe durch Verwandte und Bekannte weiterhin Kontakte zu den Entwicklungen im Bereich der Landwirtschaft.

Der Bischof fühlt sich sichtlich wohl auf dem Eichenhof, wo er sich zunächst von Stefan Zens den Aufbau seines Milchviehbetriebes erläutern lässt. Danach geht es in den Stall. Na ja - zwei, drei Minuten werde der Bischof dort wohl bleiben, meint ein Mitgereister. Weit gefehlt. Nachdem ihm die Gebrüder Zens die Probleme bei der Milchviehhaltung geschildert haben, entsteht ein ernsthafter, gleichwohl lockerer Dialog. Zens: "Der Berufsstand der Bauern ist nach den Ärzten der im Ansehen zweitwichtigste." Spontan fügt er hinzu: "Ich weiß nicht, wo die Priester stehen." Daraufhin Marx: "Wahrscheinlich ganz unten." Lachen auf breiter Front. Erst nach einer guten Viertelstunde verlässt der Bischof den Stall.

Volksnaher Oberhirte

Weiter führt der Weg zum so genannten "Offen-Stall". Dort hält Marx den Tieren Heu entgegen und will sie füttern, ein bisschen auch für die Fotografen. "Ihr sollt aufs Foto, das ist die Chance Eures Lebens". Die Organisatoren erinnern den Bischof an den Zeitplan. Aber der lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und bleibt schließlich noch eine Weile im Kälberstall. Die Tiere lassen sich von ihm streicheln. "Haben die Kälber schon einen Namen?" Die Antwort des Landwirts: "Getauft sind sie noch nicht." Dann geht es zum Kaffeetisch. Auch dort sehr bald berufspolitische Äußerungen des Bischofs: "Landwirtschaft hat Zukunft. Die Politik soll ermutigt werden, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen." Aber er trifft auch die Aussage, dass strukturkonservative Landwirte nicht vorankommen werden.

Auf der Sonnenterrasse genießt Marx nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern sucht das Gespräch. Es ist zu spüren, dass er von seinen Gastgebern möglichst viel über deren Alltag sowie Sorgen und Freuden erfahren will. Beim Abschied geht Marx auf sie zu, drückt die Hand, so als wolle er sagen: "Wir sehen uns nachher noch."

Nach einer guten Stunde in Musweiler wird die Fahrt an die Mosel fortgesetzt. Das Weingut Maßem in Kues wartet mit einem Sektempfang und Betriebsbesichtigung auf. Dann geht es in den Holzfasskeller. Der Bischof stimmt das Lied "Im tiefen Keller..." an und folgt aufmerksam den Worten von Winzer Edmund Maßem bei der Weinprobe mit auserlesenen roten und weißen Gewächsen. Zwischen den Verköstigungen hört sich der Bischof auch die Belange der Winzer an. Nachwuchssorgen seien das größte Problem und fehlende Vermarktung. Marx bestätigt, er habe Weinwerbung für den Moselwein als solchen kaum gesehen. Für die Weine benachbarter Staaten werde einprägsamer geworben. "In Bernkastel-Kues ist man froh", so Maßem, "dass die Kirche den Belangen der Winzer aufgeschlossen gegenübersteht." Im gemütlichen Keller kann sich Bischof Marx aber nicht lange aufhalten. Auf Einladung des Kueser Pfarrers Georg Moritz zelebriert er am Abend ein Pontifikalamt in St. Briktius.

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