"Von Aufschwung kann keine Rede sein"

Von wegen Erfolgsstory Fußball-WM 2006: Mit deutlicher Kritik reagieren Bad Bertricher Hoteliers, Gastronomen und Geschäftsleute auf die Bilanz, die Ortsbürgermeister Günter Eichberg und der Touristik-Manager des Staatsbades, Herbert Jullien, gezogen haben. Sie hatten behauptet: Die Funktion als WM-Quartier der schweizerischen Nationalmannschaft vor zwei Jahren habe Bad Bertrich einen nachhaltigen Aufschwung gebracht.

 Der Schweizer Edel-Fan „Trompeten-Siggi" empfing vor zwei Jahren in Bad Bertrich die Schweizer Nationalmannschaft. Doch der Aufschwung ist nach Meinung zahlreicher Hoteliers und Gastronomen nach dem kurzzeitigen Presse-Rummel in dem Staatsbad ausgeblieben. Foto: Jens Weber

Der Schweizer Edel-Fan „Trompeten-Siggi" empfing vor zwei Jahren in Bad Bertrich die Schweizer Nationalmannschaft. Doch der Aufschwung ist nach Meinung zahlreicher Hoteliers und Gastronomen nach dem kurzzeitigen Presse-Rummel in dem Staatsbad ausgeblieben. Foto: Jens Weber

Bad Bertrich. Glaubt man dem Leiter der Bad Bertricher Touristik GmbH, Herbert Jullien, und dem Bad Bertricher Ortsbürgermeister Günter Eichberg, müsste die Welt in dem Staatsbad an der Üß in Ordnung sein. Mit der Schweizer Fußball-Nationalmannschaft, die vor zwei Jahren ihr WM-Quartier in Bad Bertrich bezogen hatte, sei auch der Aufschwung in den idyllischen Ort gekommen. Doch zahlreiche Hoteliers, Gastronomen und Einzelhändler sehen das ganz anders. In einer Stellungnahme sagen 15 Betriebsinhaber, unter ihnen der Chef der Meduna-Klinik, Reimer Blank, die Hoteliers Beatrix Lauxen, Ulla Rebentisch, Angelika Simon, Georg Thomas und Wolfgang Weber: "Den Bürgern wird Sand in die Augen gestreut, da die Realität völlig anders aussieht. Entgegen der Behauptung von Jullien sind die Schweizer Gäste ausgeblieben. Heute - zwei Jahre später - fehlt die Kaufkraft aufgrund fehlender Gäste. Bis zum Ende des Jahres werden weitere Betriebe ihre Tätigkeit aufgeben müssen." Scharf kritisieren die Bad Bertricher Geschäftsleute die Arbeit der Ende 2006 gegründeten Touristik GmbH Bad Bertrich und deren Geschäftsführer Herbert Jullien. Er habe keine fachliche Kompetenz in puncto Tourismus und Marketing. Trotz ausreichender qualifizierter Bewerbungen von Fachleuten sei er damals eingestellt worden. Jullien war im November 2006 mit denkbar knapper Mehrheit vom Gemeinderat Bad Bertrich zum neuen Tourismuschef bestimmt worden. Die Jullien-Kritiker werfen dem Ex-CDU-Landespolitiker und heutigen Tourismus-Manager nun eine ganze Reihe von Fehlleistungen vor. Der neue Ortsprospekt, gültig für 2008/2009, sei viel zu spät fertig gestellt worden, und Messen seien mit alten Preislisten bestückt worden. Trotz heftiger Proteste vieler Bad Bertricher Hoteliers sei im Juli 2007 der erste Pauschalkatalog aufgestellt worden. Im September habe er vorgelegen, unter anderem mit einer Pauschale in Verbindung mit der Konstantin-Ausstellung in Trier, die bereits wenige Wochen später endete. Speziell für diese Pauschalen sei der "Bertricus-Taler" als offizielles Zahlungsmittel eingeführt worden, allerdings ohne die Akzeptanz im Ort zu prüfen. Lediglich 20 von 58 Betrieben hätten den "Bertricus-Taler" angenommen. Das Ergebnis der Maßnahme "Pauschalprospekt" seit trotz hoher Werbe- und Herstellungskosten "niederschmetternd". Ferner werfen die Kritiker Jullien vor, die Werbung würde sich fast ausschließlich auf regionale Maßnahmen konzentrieren. Die Aufgaben der Touristik GmbH sollten aber in erster Linie überregionales Marketing sein. Sehr viel Energie würde in regionale Veranstaltungen mit hohen Kosten gesteckt.

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