Weinkönigin von 1936 verspürt Heimweh

BERNKASTEL-KUES. Das "Weinfest der Mittelmosel" neigt sich dem Ende entgegen. Wetter und Besucherzahlen sind mehr als zufrieden stellend. Und auch die Umsätze stimmen.

Stadtbürgermeister Wolfgang Port zog bereits am Sonntag kurz vor Ende des Festzugs eine Bilanz des Weinfestes. Und wie sollte sie, angesichts des Wetters und der Menschenmassen, anders ausfallen als höchst erfreulich: "Das ist die beste Fremdenverkehrswerbung, die es gibt." Doch Port bezog auch explizit die Menschen hinter den Kulissen mit ein. "Ein großes Kompliment an Polizei, Feuerwehren und Rotes Kreuz. Ohne deren Hilfe wäre das gar nicht machbar", sagte er.Viel Lob für die teilnehmenden Orte

Lob ging auch an die rund 30 Gemeinden, die mit Weinständen vertreten sind und auch mit Musik-, Fußgruppen und Festwagen am Umzug teilnehmen. Port: "Ich bin ganz stolz, dass sie jedes Jahr mitmachen." Blickfang für die vielen Fotografen sind Jahr für Jahr die Weinköniginnen. Nirgends treten sie in solcher Zahl auf wie beim Weinfest der Mittelmosel. In diesem Jahr gab sich aber noch eine ganz besondere Majestät die Ehre: Josefine Heuermann. Sie amtierte 1936, also vor 68 Jahren, als Weinkönigin der Stadt Bernkastel-Kues. Obwohl sie die Stadt nach dem Krieg verlassen hat, ist die Verbindung nie abgerissen. "Ich habe noch eine Freundin hier", erzählte die 90-Jährige beim großen Empfang, den Stadt und Verkehrsamt traditionell vor dem Feuerwerk geben. "Ich habe ein bisschen Heimweh", gestand sie. Ihren Lebensabend verbringt sie in Frechen bei Köln. Dort wohnt auch ihre Tochter Gerda Michel, mit der sie zusammen zum Weinfest gekommen ist. Josefine Heuermann, geborene Willems, stammt aus der Kallenfelsstraße, wo ihr Vater als Winzer arbeitete. "Ich habe mich damals auch mit der Kellerarbeit vertraut gemacht", erzählt sie. Und sie erinnert sich auch noch gut an die Umzüge der damaligen Zeit, als sie hoch oben auf dem Wagen eines Pferdefuhrwerks stand. Wie es heute bei Festzügen zugeht, beobachtete sie als Gast auf der Ehrentribüne auf dem Marktplatz. Größer dürfte der Unterschied zwischen damals und heute allerdings auf dem Rummelplatz sein. Prunkstück ist dieses Jahr das "Tal der Könige", eine 33 Meter lange und bis zu 15 Meter hohe Konstruktion, die 75 Tonnen wiegt. Es ist eine Art Geisterbahn, die die Besucher aber zu Fuß durchschreiten. Drinnen warten unter anderem die ägyptischen Pharaonen - natürlich als Mumien. Auch die Schausteller merken, dass die Menschen ihr Geld zusammenhalten. Auf die Tage in Bernkastel-Kues-Kues blicken sie aber, so eine kleine Umfrage, zufrieden zurück. Schließlich steht ihnen noch der Familientag (verbilligte Preise) am heutigen Dienstag ins Haus. Bis 21 Uhr haben Fahrgeschäfte und Stände geöffnet. Und da gutes Wetter angesagt ist, dürfte noch einmal Hochbetrieb herrschen. Am polizeilichen Fazit ( TV vom 6. September) hat sich nichts geändert. "Das Weinfest ist ruhig verlaufen", berichtete Helmut Kaspar, Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues. Am Sonntagabend griffen Beamte in der Nähe des Rummelplatzes einen total verwirrten Mann auf, der infolge Alkoholgenusses die Orientierung verloren hatte. Er durfte seinen Rausch auf der Wache ausschlafen. Ermittelt wurde ein 26-Jähriger, der einem Mann aus Kaiserslautern auf dem Marktplatz den Rucksack mit persönlichen Papieren gestohlen hatte. Gesucht wird noch der Täter, der am Freitag, 14.30 Uhr, in den Anlagen in Kues einem Touristen die Kamera stahl. Die Polizei beobachtete an den Weinfesttagen einen Ansturm von Radfahrern. Polizisten mussten sie oftmals zum Absteigen auffordern, um mögliche Konflikte mit den Fußgängern zu verhindern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort