Wenn Firmlinge feiern

TRIER. Mehr als 1600 Firmlinge aus allen Teilen des Bistums Trier feierten am Samstag in und um St. Maximin die neunten Heilig-Rock-Tage.

Umfragen zur Überprüfung der Allgemeinbildung sind eine beliebte und äußerst peinliche Methode privater Fernsehsender, angebliche Bildungslücken zu dokumentieren. Darin scheitern Jugendliche an Fragen wie "Was wird an Ostern eigentlich gefeiert?" - stotternd und in Großaufnahme. In Trier wäre ein solcher Dreh am Samstag nicht gelungen. "Woher haben die Heilig-Rock-Tage ihren Namen?" Diese Frage provoziert bei den jungen Christen keine Verlegenheit, sondern eher wohl dosierte Erheiterung. "Es geht um das Gewand von Christus", sagt Jan (12) aus Bitburg. "Obwohl niemand weiß, ob es tatsächlich echt ist." Nadine (12) aus Wittlich ergänzt: "Das ist genau genommen kein Rock, sondern eine Tunika." Und Richard (13) aus Trier schießt den Vogel ab: "Ich glaube eher nicht, dass heute irgend jemand hier erzählen wird, die Tage hätten etwas mit Rock-Musik zu tun." "Glaube bewegt" steht auf dem T-Shirt von Ralf-Pius Krämer. Der Diözesan-Jugendpfarrer steht auf der Bühne von St. Maximin und stimmt die sich vor ihm ausbreitende riesige Masse von Jugendlichen auf ihren speziellen Heilig-Rock-Tag ein. "Gibt es hier Leute aus dem Hunsrück?" Donnerndes Getrampel. "Wo ist die Eifel?" Tosender Applaus. Jede Region im Bistum kommt dran und kündet lautstark von ihrer Anwesenheit. Als die Reihe an Trier ist, bebt das ehrwürdige Haus. Auch Weihbischof Jörg Michael Peters tritt vor das jugendliche Publikum, dessen Masse und Motivation eher an ein Rock-Konzert als an eine kirchliche Veranstaltung denken lassen. "Der Leitsatz der Heilig-Rock-Tage, ,Kommt und seht', ist eine Aufforderung, die Augen für die Welt offen zu halten", erklärt Peters. Diese Definition prägt den Firmlings- und Jugendtag. Bischof Solfran Mudrijj aus der Ukraine betritt die Bühne. "Ich habe die 80 bereits überschritten, aber ich bin dennoch jung", sagt er. Inmitten der Jugendlichen steht Weihbischof Leo Schwarz und lächelt. "Die Kinder können gut zuhören, wenn es wichtig wird." Sie müssen jedoch nicht den ganzen Tag lang zuhören, sondern können sich zwischendrin auch austoben. Schach, Streetball, Schminken, Basteln, Bildhauern, Karaoke, die Kletterwand des Arbeitskreises Sucht- und Gewaltprävention Bitburg-Prüm und viele andere Workshops und offene Angebote bieten Abwechslung. Der Tag der Firmlinge ist auch der offizielle Auftakt der Initiative "Gerechtigkeit jetzt!", die eine den Menschenrechten und der Armutsbekämpfung dienende Handelspolitik fordert. Weihbischof Robert Brahm kennzeichnet den Start im Bistum Trier durch das Zerschneiden eines Bandes. "Gerade die Generation der Jugendlichen ist aufgerufen, die zukünftigen Perspektiven zu entwickeln", betont Brahm. Die Welthandelskampagne "Gerechtigkeit jetzt!" ist ein Zusammenschluss aus 36 Organisationen aus den Bereichen Entwicklung, Kirche, Umwelt, Menschenrechte und Gewerkschaften. Sie will politischen Druck aufbauen und moralische und politische Forderungen an die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft stellen. Das Ziel ist die Schaffung einer Vision für eine alternative Welthandelsordnung. Ein zweiter Schwerpunkt ist der Weltjugendtag in Köln und die "Tage der Begegnung" im Bistum Trier im August. In einem Zelt auf dem Domfreihof informieren Mitarbeiter des Weltjugendtagsbüros in Köln über den Stand der Vorbereitungen. Höhepunkt des Tags ist ein Jugendgottesdienst mit Bischof Reinhard Marx, den Trierer Weihbischöfen und Jugendpfarren sowie Priestern aus Uganda und dem ukrainischen Bischof Solfran Mudrijj im Dom.

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