Wenn sich Geduld auszahlt

WITTLICH. Zum neuen Jahr stellte der TV Bürgermeister Ralf Bußmer Fragen zu "Geduldspielen", Zukunft trotz Altlasten und Karneval.

Wieviel Neujahrspost bekommt eigentlich ein Bürgermeister und welche hat Sie besonders gefreut? Ralf Bußmer: Der Eingang ist - wohl infolge der Kostenfrage - erkennbar rückläufig, dafür steigt die Zahl der elektronischen Grüße per Mail. Kleine Präsente werden abgegeben, die ich schon immer als Anerkennung der Leistung der Mitarbeiter ansehe und für die Tombola unserer Weihnachtsfeier weitergebe. Besonders gefreut habe ich mich über den Weihnachtsgruß des Architekt Lubens Simon mit Foto von meiner Tochter und mir, das er im Sommer geschossen hat. Das steht jetzt in meinem Büro.Vor einem Jahr sagten Sie auf die Frage, welche neuen Eigenschaften Sie an sich in Ihrem Amt entdeckt haben: "Ich musste Geduld lernen " Bußmer: Geduld zu üben ist ein permanenter Lernprozess. Wenn es eng wird, erinnern wir uns im Team gegenseitig daran, auch mal tief Luft zu holen. Meine Geduld wird derzeit besonders durch die nach wie vor starre Haltung der mit der Konversion befassten Bundesbehörden strapaziert. Andererseits zahlt sich Geduld aus, beispielhaft erwähne ich den Bau der Schulturnhalle Bombogen, die aktuelle Zusage eines Zuschusses in Höhe von 400 000 Euro durch das Innenministerium für die Gebietsentwicklung im Stadtteil Rechts der Lieser, sprich Haus der Vereine.Noch eine "Altlast" aus 2003: Das Haushaltsdefizit belastet nun die Zukunft der Stadt. Sie wehrten sich jedoch nicht nur in Ihrer Neujahrsansprache gegen das "Stillstandsgerede" und sagen, Zukunft kann man bauen. Worauf bauen Sie für Wittlichs Zukunft trotz aller finanzieller Erschwernisse, die die Stadt in Abhängigkeit von Landes- und Bundespolitik zu meistern hat? Bußmer:Die Zukunft unserer Stadt liegt in ihrer hervorragenden Lage und der sehr guten Verkehrsanbindung in der Mitte eines großen westeuropäischen Wirtschaftsraumes. An diesen Standortvorteilen kann kein Konjunkturtief etwas ändern. Die Nachfrage nach Ansiedlungsflächen für Gewerbe- und Industriebetriebe ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Wirtschaft unsere Stadt als Betriebsstandort sehr schätzt. Daher werden wir zu den ersten Nutznießern des erhofften konjunkturellen Aufschwungs gehören. Ich bin überzeugt, dass sich aktuelle und zukünftige Investitionen etwa in die Rudolf-Diesel-Straße, den Pendlerparkplatz und die Unterführung am Hauptbahnhof sowie in das Konversionsgelände auszahlen werden. Man braucht zur Zeit eben Geduld!Noch mehr begeisterte Zuschauer anlocken

Noch ein Zitat aus Ihrer Rede: "Entscheidungen und Entscheider sind gefragt": Wo wollen Sie in diesem Jahr mit dem Rat die Akzente für die Zukunft setzten? Bußmer: Die in Deutschland dringend erforderliche Handlungs- und Entscheidungssicherheit kann meines Erachtens in erster Linie durch zukunftsorientierte und pragmatische Entscheidungen vorgelebt werden, um der "hausgemachten" Unsicherheit der Menschen entgegen zu wirken. Der Akzent wird darin liegen, die trotz Sparsamkeit verfügbaren Finanzmittel klug und zukunftsweisend einzusetzen. Ein Beispiel dafür sind die Investitionen in die Bildung unserer Kinder, etwa die Umgestaltung der Grundschule Friedrichstraße in eine Ganztagsschule und den Beginn der Sanierung der Grundschule Wengerohr.Ein sicher tolles Erlebnis war die Wirtschaftswoche 2003. Was hat Sie daran besonders beeindruckt? Bußmer: Sehr beeindruckt hat mich die ausnahmslos positive Resonanz, sowohl bei den Besuchern, als auch bei den Ausstellern. Besonders gefreut hat mich das Lob der Profis aus dem Bereich der Handwerkskammer sowie der Industrie- und Handelskammer, die ..unserer Wirtschaftswoche kon-zeptionelle Überlegenheit im Vergleich zu Ausstellungen in anderen Städten der Region bescheinigt haben.Nicht zu vergessen ist wie jedes Jahr die Säubrennerkirmes. Worauf freuen Sie sich besonders? Bußmer: Bei Wahrung der Tradition werden wir auch in diesem Jahr vieles anzubieten haben, um noch mehr begeisterte Besucher anzulocken. Mehr will ich noch nicht verraten, lassen Sie sich überraschen. Persönlich freue ich mich besonders auf die Eröffnung mit den Schaustellerfamilien und gemütliche Stunden mit der Familie und Freunden auf dem Marktplatz!Wie lange brauchen Sie von Wengerohr zu Ihrem Arbeitsplatz und was fällt Ihnen dazu in Sachen Verkehrsplanung ein?Bußmer: In der Regel benötige ich sechs Minuten, wenn viel Verkehr ist, auch mal zwei bis drei Minuten länger. Die Verkehrsinfrastruktur hat die Leistungsgrenze lange überschritten und muss unbedingt überholt werden! Diese Neukonzeption geht nicht von heute auf morgen und wir sind nicht auf allen Straßen "Herr im eigenen Haus". Andere Städte sind da weiter, wie Bitburg und Daun. Angesichts unserer finanziellen Lage und der dieser Baulastträger werden wir nur mit einem - bisher fehlenden - ganzheitlichen Konzept und Geduld etwas erreichen. Daher arbeitet die von mir eingesetzte Projektgruppe Verkehrsentwicklungsplanung mit Baulastträgern und Stadtmarketing Wittlich intensiv daran. Deren Erfolg ist der Ausbau der Rudolf-Diesel-Straße. Nur auf dieser Grundlage haben wir die Genehmigung für den vorzeitigen Baubeginn vom Wirtschaftsministerium in Mainz bekommen können!Würden Sie zur Kappensitzung in Wittlich auf der Bühne stehen, was wäre Ihr Thema?Bußmer: Die Rolle des Till gefällt mir: Mit viel Humor und niemanden verletzend den Besserwissern, Übelnehmern und Bedenkenträgern den Spiegel vorzuhalten wäre für mich nicht ohne Reiz. Die Fragen stellte unsereRedakteurin Sonja Sünnen.

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