"Wir wollen gezielt Druck machen"

WITTLICH. Karsten Mathar, Marketingbeauftragter des Vereins Stadtmarketing Wittlich, schlägt Alarm: Weil aus den Reihen der Kaufmannschaft viel weniger Beiträge als erwartet fließen, müssen möglicherweise einige Aktionen von der Wunschliste gestrichen werden. Nun will er sich am Mittwoch mit den Kaufleuten treffen und an ihre Solidarität appellieren.

In der Kreisstadt Wittlich gibt es nur noch alle zwei Jahre einen Weihnachtsmarkt. Die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage wird von drei auf einen reduziert. Den geplanten Einkaufsführer wird es nicht geben, ebenso fallen das Altstadtfest und die Lehrstellenoffensive flach. Wer annimmt, diese Hiobsbotschaften seien weit hergeholt, der irrt.Nur wenige stufen sich als Nutznießer ein

Seit die frühere Aktions- und Werbegemeinschaft "Kaufstadt Wittlich" vor gut einem Jahr als eine von neun Initiativgruppen in den Verein "Stadtmarketing Wittlich" eingegliedert wurde, hat der so genannte Aktionsbeitrag rapide abgenommen. Der Grund: Die Mitgliedsunternehmen konnten sich selbst einstufen, inwieweit sie Nutznießer einer öffentlichkeits-wirksamen Werbung sind und auf freiwilliger Basis Beiträge für Sonderaktionen entrichten wollten. Der Regelsatz beträgt 13 Euro pro Mitglied monatlich, zuzüglich 80 Cent für im Publikumsverkehr beschäftigte Personen. Nur 18 Geschäftsleute schickten nach Auskunft des Marketingbeauftragten Karsten Mathar ihre Selbsteinstufungsbögen zurück. Davon zahlen nur sieben den vollen Beitrag, fünf stuften sich mit dem halben Beitrag ein und sechs sahen sich als so geringe Nutznießer der Kaufstadt-Gruppe an, dass sie nur ein Viertel des Regelbeitrags zahlen wollten.Info-Treffen in der Synagoge

Verfügte die Kaufstadt im Jahr 2000 noch über 20 248 Euro Aktionsbeiträge, so schrumpfte das Aufkommen über 15 110 Euro im Jahr 2001 und 11 400 Euro im jahr 2002 auf gerade Mal 2954,40 Euro im laufenden Jahr. Mathar, erst zwei Monate Teilzeitkraft bei Stadtmarketing Wittlich, will am Mittwochabend ab 19.30 Uhr in der Wittlicher Synagoge der Kaufmannschaft ins Gewissen reden und die für Herbst 2003 und das Jahr 2004 geplanten Aktionen vorstellen. Insbesondere die Finanzierung künftiger Werbeprojekte und die Gestaltung des Weihnachtsmarktes stehen im Vordergrund. Auch ein Wirtschaftsförder-Experte der Stadt Witlich steht Rede und Antwort. "Die Erwartungshaltung an mich ist groß, nur kann ich ohne Geld nichts machen", sagt Mathar. Er ist zuversichtlich, dass die Kaufleute den Ernst der Lage begreifen und sich solidarisch zeigen. Nur so könne der Einkaufsstandort Wittlich voran gebracht werden. Dies betont auch Udo Braun, Vorsitzender von Stadtmarketing Wittlich. Allgemeine Vereinsmittel, also Beiträge oder Zuschüsse der Stadt, seien für Aktionen allgemeiner Art vorgesehen. Braun macht deutlich, dass "keine Vereinsmittel rübergeschaufelt werden". Der Kaufstadt-Bereich müsse für die so wichtige einheitliche Außendarstellung und Werbung auf Aktionsbeiträge zurückgreifen. Schließlich sei die Kaufmannschaft ja auch der größte Zutznießer von verkaufsoffenen Sonntagen. Aus dem Vereinsfundus seien nur ausnahmsweise beim jüngsten verkaufsoffenen Sonntag Mittel bereitgestellt worden. Braun ("Wir wollen gezielt Druck machen") hat für Trittbrettfahrer kein Verständnis. Die Mitgliedsbetiebe sollen künftig den Kunden schon per Aufkleber an der Eingangstür signalisieren, dass sie der kaufmännischen Solidargemeinschaft angehören.

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