Wissensdurst kennt keine Grenzen

BRAUNEBERG. Einen Tag lang hielt sich der Facharzt Otfried Waldeck in der iranischen Zwei-Millionen-Stadt Isfahan auf. Zeit genug, um einige Erfahrungen über das Leben der Menschen zu machen.

 Ganz bewusst mit Krawatte: Facharzt Otfried Waldeck (Mitte) referiert an der Universität in Isfahan vor iranischen Medizinern. Foto: privat

Ganz bewusst mit Krawatte: Facharzt Otfried Waldeck (Mitte) referiert an der Universität in Isfahan vor iranischen Medizinern. Foto: privat

Der Iran, in erster Linie sein Präsident Mahmud Ahmadinedschad, produziert derzeit nur Negativ-Schlagzeilen (Nutzung vom Atom-Technologie, Gefangennahme des deutschen Hochsee-Anglers und der englischen Soldaten etc.). Otfried Waldeck, Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin, hat bei einem Kurzaufenthalt in dem Land eigene Erfahrungen gemacht. Gemeinsam mit Prof. Dr. Wolf A. Kafka und dem Physiotherapeuten Horst Häusser stellte Waldeck auf Einladung des Instituts für rehabilitative Medizin der Universität Isfahan die von Kafka entwickelte "BEMER"-Therapie (Bio-Elektro-Magnetische-Energie-Regulations-Therapie) vor. Iranische Mediziner waren bei einem Kongress in Europa auf die Therapie mit Elektromagnetfeldern aufmerksam geworden. Die Therapie soll helfen, die Selbstheilungskräfte der Patienten zu aktivieren. Waldeck, der in Brauneberg eine ganzheitlich orientierte Praxis betreibt, wendet diese Methode seit 2002 an. Sittenwächter gehören zum Stadtbild

Mehrere hundert Ärzte und Physiotherapeuten lauschten in der renommierten Universität den Ausführungen der drei Experten. Die iranischen Mediziner wollen auf Basis der medizinischen Grundlagenforschung eigene wissenschaftliche Studien betreiben. Waldeck und seine Begleiter hielten sich nur einen Tag in der zwei Millionen Einwohner zählenden Stadt auf. Das war aber offenbar Zeit genug, um auch Eindrücke abseits der Universität zu sammeln. "Die Bevölkerung ist sehr herzlich", sagt Waldeck. Staatstragend sei sie aber nicht. "80 Prozent der Menschen stehen nicht hinter dem Präsidenten", glaubt der Mediziner. Für den Rest der Menschen gehe es darum, gegenüber dem westlichen Ausland Macht zu zeigen. Das habe ihm ein staatstreuer Bürger bestätigt. Überall im Straßenbild traf Waldeck auf so genannte Sittenwächter, die unter anderem aufpassen, dass sich junge Frauen und Männer nicht zu nahe kommen und Hunde nicht ausgeführt werden. Die Arbeitslosigkeit sei sehr hoch, berichtet er. Unter den Taxifahrern herrsche "Krieg" um die Fahrgäste, und am Flughafen würden sich Scharen von Gepäckträgern um die Koffer der Passagiere streiten. Wer mit dem Auto anhalte, werde sofort angebettelt. Gleichwohl gebe es in den Geschäften westlichen Standard. Bei Besuchen in Familien habe er auch ganz normales Leben kennen gelernt. Da legen dann auch die Frauen das obligatorische Kopftuch ab. Bei seinem Vortrag habe er ganz bewusst eine Krawatte getragen, erzählt Waldeck. Im Iran wird der Schlips als "westlich und dekadent" abgelehnt. Der Kurzaufenthalt sei eine wichtige Erfahrung gewesen. "Ich habe tolle Erfahrungen gesammelt", sagt er. Und er ist offen für weitere Erfahrungen. Es sei geplant, die BEMER-Therapie auch in anderen Ländern vorzustellen: zum Beispiel in Saudi-Arabien, Syrien, Jordanien und Dubai.

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