Zusammen geht es besser

SALMTAL. Nicht nur Pädagogen und Schüler "machen Schule", sondern auch Eltern. Etwa, wenn sie sich in einem Förderverein engagieren wie an der Regionalen Schule. Dort unterstützt der Zusammenschluss zum Beispiel die Ausbildung von Streitschlichtern.

Zwei Tage schulfrei? Kein Schüler der Welt, der da widerstehen könnte. Doch diejenigen, die da in der Jugendherberge in Traben-Trarbach weilten, bekamen die freien Tage nicht geschenkt. Im Gegenteil: Die einen musizieren bei allerlei festlichen Anlässen gemeinsam mit ihrem Lehrer Johannes Faber, die anderen arbeiten ab sofort als Streitschlichter. Mit Faber musizieren nach dem Workshop in der Jugendherberge doppelt so viele Schüler wie vorher; für Pädagogin Jutta Okfen war es das fünfte Jahr, in dem sie die Streitschlichter-Ausbildung begleitet hat. Nur 15 Euro musste jeder Schüler selbst investieren, alles weitere sponserte der Förderverein. Der Vorsitzende Josef Ewertz findet es gut, dass die Schüler früh lernen, ihre Konflikte verbal statt mit Fäusten und später mit Waffen zu bewältigen. Als eines von zwölf Geschwistern weiß er, wie wichtig der konstruktive Umgang mit Meinungsverschiedenheiten ist. Ewertz betont, dass sämtliche im Verein organisierten Eltern ihren Anteil dazu leisten, dass schulische Fahrten, externe Weiterbildungen oder Feste für alle zum Highlight werden. Auch mit ihren handwerklichen Fähigkeiten bringen sich die Eltern ein: Vor kurzem erneuerten sie an einem freien Samstag gemeinsam mit Schulleitung und Schülern die heruntergekommene Pergola. Der hinzugezogene Zimmermann war der einzige, der Geld damit verdiente. Oder das Pausenradio, das über zwei riesige Lautsprecher über den Schulhof schallt: Mit 1000 Euro unterstützte der Verein das professionelle Erstellen von Zehn-Minuten-Beiträgen, die ein medieninteressierter Arbeitskreis regelmäßig seinen Mitschülern zu Gehör bringt. Schulleiter Matthias Richter ist hellauf begeistert: "Schule von heute kann ohne die intensive Zusammenarbeit mit dem Elternhaus nicht mehr funktionieren", sagt er. Glück hat er und haben "seine" Schüler, dass in Salmtal ganz offensichtlich Schüler- und Elternschaft an einem Strang ziehen. Bei so viel Unterstützung lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten. "Wir haben alle die Streitschlichterprüfung bestanden", verkündet Svenja Neukirch, die einmal Erzieherin werden möchte. In ihrem Traumberuf wird sie das, was sie in den vergangenen Monaten gelernt hat, gut gebrauchen können. "Schon in der Bewerbung sieht es gut aus", hofft Nina Thörnig, die gerne Physiotherapeutin werden würde. In jedem Beruf, der mit Menschen zu tun hat, treten Konflikte auf, die gelöst werden wollen. Diese Jugendlichen haben Werkzeuge kennen gelernt, die sie dabei einsetzen können: Konflikterhellung, Konfliktklärung, Spiegeln, Perspektivenwechsel. Das will in einem langen Prozess behutsam und geduldig trainiert werden. Jutta Okfen: "Würde ich den Schülern ihr Handwerkszeug rein kognitiv vermitteln, wären sie überfordert." Die Ideen im schlichtenden Gespräch zwischen zwei Streithähnen müssten verinnerlicht sein, nur so kann es funktionieren. Denn die Probleme, die hier auf den Tisch kommen, sind für die jungen Menschen existentiell: der ausgespannte Freund, zerstochene Fahrradreifen, üble Nachrede in der Klasse. Ein klares Gespräch, geleitet von jeweils zwei gelernten Schlichtern, wirkt Wunder, wenn sich alle an die Regeln halten. Dann heißt es nicht mehr "Du Idiot!", sondern "Ich wünsche mir von dir, dass du dich entschuldigst und die Reifen zahlst." Und: "Ich muss mich eben damit abfinden, dass mein Ex-Freund jetzt in dich verliebt ist."

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