Pensionierter Studiendirektor zeigt Zeltingen-Rachtiger Geschichte auf Glanzpapier

Zeltingen-Rachtig · In zweijähriger Arbeit hat der pensionierte Studiendirektor Werner Weber Karten von Zeltingen und Rachtig um 1830 erstellt. Die Pläne enthalten nicht nur alle damaligen Gebäude, sondern auch die Namen ihrer Eigentümer und deren Berufe.

 Werner Weber hat sich auf Spurensuche gemacht und eine Epoche von Zeltingen-Rachtig auf zwei Stücke Glanzpapier gebannt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Werner Weber hat sich auf Spurensuche gemacht und eine Epoche von Zeltingen-Rachtig auf zwei Stücke Glanzpapier gebannt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Zeltingen-Rachtig. Angefangen hat alles mit dem Kauf eines 1647 erbauten Fachwerkhauses im Zentrum von Zeltingen. Vom Hörensagen wusste Werner Weber, der das Haus 2008 erwarb, dass es einst ein Gasthaus war, in dem auch der Räuberhauptmann Schinderhannes zu Gast gewesen sein soll. Doch im Zuge der Renovierung wuchs sein Interesse, mehr über das Gebäude und seine früheren Bewohner zu erfahren. Die anfangs auf die eigenen vier Wände begrenzte Spurensuche ergab, dass das Haus vor knapp 200 Jahren Bäckerei und Winzerhaus war. Doch wer lebte damals in den Nachbarhäusern, und welche Gebäude standen überhaupt schon damals?
Letztlich ließen ihn seine Recherchen in Verwaltungs- und Kirchenarchiven sowie in der Landesarchiv-Außenstelle Kobern-Gondorf (siehe Extra) nicht mehr los. Vor allem, nachdem er eine Karte von 1829 mit dem eigenen Haus entdeckt hatte. Auf Basis der "Topographischen Aufnahme der Rheinlande" fertigte er selbst zwei Karten an, eine von Zeltingen und eine von Rachtig. Die Steuerangaben der zugehörigen Aufzeichnungen, die Aufschluss über den früheren Wert der Häuser geben, spiegeln sich in unterschiedlich kräftigen Farbtönen. Auf der Karte ist daher zu erkennen, wo wohlhabende und wo weniger betuchte Zeltinger und Rachtiger lebten. Daneben hat der 56-Jährige Namen und Berufe der damaligen Eigentümer mit eingepflegt.
Dorf Geschichte(n)


Einzelne Häuser erwiesen sich als besonders aufschlussreich. So etwa das Rathaus, in dem zeitweise auch eine Knabenschule untergebracht war. Es stand dort, wo seit Jahren die Bühne für die Operettenaufführung "Zeltinger Himmelreich" aufgebaut wird. Ganz in der Nähe, schräg gegenüber vom renovierten Kelterhauses Schorlemer, gab es eine Mädchenschule in einem heute unbewohnten Haus. Nebenbei entdeckte Weber den in Vergessenheit geratenen früheren Standort des Zeltinger Dorfbrunnens an der Ecke von Kunibertstraße und Kuhkordel, einem Teil der Kurfürstenstraße. Im Eckhaus Kunibertstraße/Uferallee machte er den früheren Eigentümer Johann Peter Coblenz aus, einen Revolutionär von 1848/49. Der wohlhabende Jurist, Sohn eines Schiffers, sei während seiner Inhaftierung wahnsinnig geworden. Auffallend am Ergebnis ist laut Weber die eher städtische Struktur von Zeltingen und der dörflichere Charakter des mehr zersiedelten Rachtig. Außerdem hätten in Rachtig weniger Handwerker und Händler gelebt als in Zeltingen - dafür aber mehr Winzer mit eigenen Häusern.
Die Leidenschaft für regionale Geschichte und Ahnenforschung hat den Hobbygenealogen vor Jahren erfasst. Als sich der frühere Studiendirektor, der Maschinenbau, Physik und Informatik unterrichtete, aus gesundheitlichen Gründen zur Ruhe setzte, verfügte er über die dafür erforderliche Zeit. Mit der Region verbindet ihn nicht nur seine Faszination von der "Gegend und der offenen Art der Menschen". Sein Vater sei in Cochem geboren, aber schon als Dreijähriger mit den Großeltern in den "Kohlenpott" gezogen.
Da Webers Karte für Gesprächsstoff sorgt, wie er bei einer Feier erkannte, bei der sich Gäste eine Stunde lang mit einer Kopie beschäftigten, hat er Drucke anfertigen lassen.

Die auf Glanzpapier gebannten Kopien der in zweijähriger Arbeit entstandenen Karte "Zeltingen und Rachtig um 1829/30" kosten 25 Euro. Sie sind erhältlich im Verkehrsbüro, in der Vinothek Kurfürstenstraße 48, bei Friseur Oster und im Rachtiger Dorfladen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort