Fusionspläne: Horather Bürger sollen entscheiden ob Hochwald oder Mosel

Horath. · Bei der Kommunalreform haben die Horather zwei Optionen: Sie können sich als Ortsteil der Einheitsgemeinde Morbach anschließen oder in die VG Bernkastel-Kues wechseln und ihre selbstständigkeit erhalten. Die Bürger sollen im Januar entscheiden, welche Kommune sie bevorzugen.

Wohin führt der Weg der Ortsgemeinde Horath im Rahmen der Kommunalreform? Darüber machen sich nicht nur Ratsmitglieder, sondern auch etliche Bürger der 450 Einwohner Gemeinde intensive Gedanken. Bei einer Bürgerversammlung haben Vertreter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues und der Einheitsgemeinde Morbach ihre Kommunen vorgestellt und die Werbetrommel für sich gerührt. Ulf Hangert, Bürgermeister der VG Bernkastel-Kues, verweist darauf, dass auch andere Hunsrückgemeinden zur VG Bernkastel-Kues gehörten und sich dort wohl fühlten. Zudem seien die Strukturen in der VG Bernkastel-Kues intakt. Ein weiteres Argument für die Mosel-VG: Die niedrige Umlage von 31 Prozent. Bisher haben die Horather mit der Sonderumlage Grundschule 44,5 Prozent an die VG Thalfang überwiesen.

Das wären für die Ortsgemeinde fast 40.000 Euro mehr pro Jahr, sagt Ortsbürgermeister Egon Adams. Der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal führt an, dass sich bei einem Wechsel zur Einheitsgemeinde Morbach die Strukturen für die Bürger nicht veränderten. Die Kita in Horath würde bleiben, die Grundschüler könnten weiter in Thalfang oder auch nach Haag zur Schule gehen. Allerdings gebe es in Horath "eine Sondersituation", sagt Hackethal und spielt damit auf die in diesem Jahr errichteten Windenergieanlagen und den damit verbundenen Pachteinnahmen an. Dem Umstand, dass Horath über Windkraft verfüge, müsse Rechnung getragen werden, sagt er. Das bedeutet, dass die Horather im Falle eines Wechsels zur Einheitsgemeinde mit Investitionen rechnen könnten, die sie sich laut Adams bisher nicht leisten konnten. Eine entsprechende Aufzählung der Projekte sei "nicht klein." Dazu könnte beispielsweise eine Sanierung der Hochwaldhalle gehören "Wir bringen den Morbachern was mit, das wollen wir honoriert haben", sagt Adams.

Die 100 erschienen Bürger haben nach etlichen Aspekten gefragt. Dabei sind die Fragen sachlich, die Stimmung in der Horather Hochwaldhalle ist gegenüber allen Vertretern auf dem Podium aufgeschlossen gewesen. Mobilität, Bauplätze, die Bürgernähe beim Wechsel in eine Einheitsgemeinde und immer wieder die Windkraft und die Selbstständigkeit der Ortsgemeinde haben die Fragesteller thematisiert. Dabei haben mehrere Diskussionsteilnehmer die Verbindungen der Horather mit Morbach erwähnt. "Ich müsste für Morbach stimmen, wenn da nicht der Verlust der Selbstständigkeit wäre", hat ein Bürger seine innere Zerrissenheit auf den Punkt gebracht. Warum wollen beide Kommunen eigentlich die Horather aufnehmen? "Das ist ein Aspekt der Stärkung", antwortet Hangert auf die Frage einer Einwohnerin. Man müsse viele Aufgaben gemeinsam mit den Ortsgemeinden schultern, wie die demografische Entwicklung oder den Ärztemangel.

Hackethal spricht von der inneren Zusammengehörigkeit. "Werden wir gemeinsam Hunsrücker", wirbt er für eine "starke Hunsrückgemeinde."Wie geht es weiter? Adams kündigt an, voraussichtlich im Januar die Horather Bürger befragen zu wollen. "Der Gemeinderat wird sich das Ergebnis zu eigen machen", sagt er unter dem Applaus der Bürger.
Extra Gebühren

Der Horather Ortsbürgermeister Egon Adams hat Gebühren und Abgaben, die die Bürger tragen müssen miteinander verglichen:Wasser bei einem Verbrauch von 80 Kubikmeter und einem Grundstück von 500 Quadratmetern: Thalfang: 501 Euro; Morbach: 408 Euro; Bernkastel-Kues: 391,91 Euro; Grundsteuer A:
Thalfang: 341 Euro; Morbach: 300 Euro; Bernkastel-Kues 341: Euro; Hundesteuer: Horath: 64 Euro, bleibt gleich bei einem Wechsel in die VG Bernkastel-Kues.
Morbach: 72 Euro Adams: "Die Belastungen liegen nicht weit auseinander" cst
Meinung
Es geht nicht nur um Zahlen

von Hans-Peter Linz

Es ist durchaus sinnvoll, bei einer anstehenden Fusion auch einmal Kassensturz zu machen und vor allem die jeweiligen Abgaben zu vergleichen. Allerdings ist das nur eine Momentaufnahme. Gebühren und Umlagen können sich immer wieder ändern. Wichtig ist es deshalb auch, die vorhandene Infrastruktur, zum Beispiel Kitas und Schulen zu untersuchen und abzuwägen, ob die Bedürfnisse von möglichen neuen Partnern auch gestillt werden können. Erst im Detail zeigt sich, welcher Partner der richtige ist - und diese Partnerschaft sollte dann schließlich einige Jahrzehnte halten. In Horath haben alle gezeigt, wie man in einer sachlichen Diskussion und Schritt für Schritt solch einen Wechsel erarbeiten und auch begründen kann. Stehen die Optionen fest, dann bringt der in Aussicht gestellte Bürgerentscheid dem ganzen Projekt die entsprechende Wucht und Legitimation. Mit solchen Argumenten kann dann auch das Innenministerium überzeugt werden, einem Wechsel zuzustimmen.

hp.linz@volksfreund.de

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