Das Leben ist ein ruhiger Fluss

BRAUNEBERG. Vor einem Jahr hat sich der weltweit renommierte Gitarrist Ulli Bögershausen in Brauneberg niedergelassen. Der Ausblick auf die Mosel hatte es ihm und seiner Frau angetan.

An die Scholle gebunden fühlten sich Ulli Bögershausen und seine Frau Claudia nie. Sie sind bereits mehrmals in ihrem Leben umgezogen, einmal auch für mehrere Jahre in die Niederlande. Aber nicht zuletzt wegen der beiden Kinder ging man damals dann doch dorthin zurück, wo alles begann: nach Bielefeld. Warum aber jetzt ausgerechnet die Mosel? Bögershausen, groß gewachsen, schlank, mit grauen Locken und Bart, setzt seinen konzentriert nachdenklichen Blick auf und schaut aus dem Fenster des Esszimmers hinaus über die hier sanft abfallenden Weinberge Richtung Mosel, die sich im trüben regnerischen Nachmittagslicht grüngrau vorbei wälzt. "Die Farben", sagt er, "sind manchmal überwältigend. Einmal war der ganze Fluss rosa. Das glaubt einem kein Mensch.” Er lacht. Ein kostbares und zugleich jungenhaftes Lachen für den sonst eher ernst wirkenden Künstler. Im zarten Alter von neun Jahren war's bereits um ihn geschehen. Da bekam er seine erste Gitarre, die zwei Jahre später von einer E-Gitarre ergänzt wurde. Es folgte das übliche klassische Repertoire, der Schrecken vieler Schüler, den Bögershausen im Nachhinein jedoch nicht missen möchte. Und über allem schwebten die Beatles als ultimative Inspiration und Vorbild. Mit mittlerweile 13 CDs und neun Gitarren-Lehrbüchern gehört Bögershausen zur Spitzenklasse der europäischen Akustik-Gitarristen. Sein Solo-Album "Ageless Guitar Solos" erschien 1996 in 14 Ländern. Regelmäßige Tourneen durch die USA, Japan und Taiwan halten den Kontakt zu den vielen Fans und Liebhabern seiner Musik aufrecht. "Die Taiwanesen sind besonders begeisterungsfähig", schmunzelt Bögershausen, während das amerikanische Publikum meist vom eigenen Markt übersättigt wirke. Auch wenn der 50-Jährige seine Reisen in Zukunft einschränken will, in Asien wird er weiterhin Konzerte geben. Die restliche Zeit soll dem Privatleben und der eigens gegründeten "Mosella Music School” gewidmet werden. Bögershausen gibt Gitarrenunterricht für Fortgeschrittene in Form von Wochenendseminaren im hauseigenen Seminarraum - mit Blick auf die Mosel, versteht sich.Die Mosel als Quelle der Entspannung

Die kleinen Sechs-Personen-Kurse, deren Teilnehmer aus ganz Deutschland kommen und für die Nacht in benachbarten Winzerhöfen untergebracht werden, sind stets ausgebucht. Was Bögershausen nicht nur auf die gute Atmosphäre der Seminare zurückführt. "Die Moselaner sind ein weltoffenes, gastfreundliches Völkchen", haben er und seine Frau festgestellt. "Als Zugezogene hatten wir keine Probleme uns zu integrieren.” Nur die Mosel sähen sie mit anderen Augen. Was für Bögershausen eine Quelle der Entspannung und Schönheit, sei für den Einheimischen wohl nur Wasser. Wer den Stahlsaitengitarristen Ulli Bögershausen zusammen mit seinem Partner, dem klassischen Gitarristen Reinhold Westerheide, live erleben möchte, kann das am 28. August im Barocksaal des Weinmuseums in Bernkastel-Kues. Das Mosel-Debüt-Konzert des berühmten Gitarren-Duos erfolgt zu Gunsten des Vereins "Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage”; Einlass 19 Uhr; Beginn 20 Uhr; Eintritt: 8 Euro (ermäßigt) und 10 Euro; Vorbestellung und Vorverkauf: Vinothek Bernkastel-Kues, Telefon 06531/414. Weitere Infos: www.boegershausen.com.

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