Die Landrätin und das doppelte Lottchen

WITTLICH. (red) Die einen lesen eher in Ratsunterlagen, die anderen in ihren Schulbüchern: Gemeinsam erlebten die Kreis-Chefin und der Wittlicher Bürgermeister mit jungen Wittlicher Gymnasiasten den Tag des Buches.

Nicht für die Schule sondern fürs Leben soll man ja bekanntlich lernen. Und im Leben spielt das Lesen eine wichtige Rolle. Deshalb hatten drei "Lese-Lehrer" der außerschulischen Art nun eine besondere Mission. Ralf Bußmer, Bürgermeister der Stadt Wittlich, Beate Läsch-Weber, Landrätin des Landkreises Wittlich, und Elke Scheid, Leiterin der Stadtbücherei, drückten sozusagen noch einmal die Schulbank. Am Vortag zum Tag des Buches war ihr gemeinsames Anliegen, Fünftklässler vom Cusanus-Gymnasium Wittlich zu ermuntern, mit Freude und Leidenschaft zu lesen. Eine willkommene Abwechslung auch für die Schüler. "Ich freue mich schon seit Tagen auf den Besuch und besonders aufs Vorlesen", meinte ein Fünftklässler, andere Schüler der Jahrgangsstufe fünf stimmten zu und schauten erwartungsvoll auf die Gäste, die sich im Musikraum der Schule eingefunden hatten. Begrüßt wurden die Vorlesenden durch die Lesescouts der Schule, einer Gruppe von Schülerinnen, die sich engagiert dafür einsetzen, jüngere Mitschüler zum Lesen zu motivieren. Elke Scheid erzählte zu Beginn von den Jugendbüchern, die ihr als junge Leserin zur Verfügung standen, meist Bücher, wie etwa die Nesthäkchen-Reihe, die brave Mädchen beschrieben, die kaum widersprachen und nie aufmuckten. "Sehr langweilig, weil die Geschichten immer ähnlich waren", meinte Elke Scheid. Deshalb sei sie als Kind immer auf der Suche nach interessanterem Lesestoff gewesen. Die antiken Sagenstoffe, zusammengestellt von Gustav Schwab, hätten sie als junges Mädchen schon mehr angesprochen. Sie las denn auch einen Ausschnitt aus der Arachne-Sage vor und begeisterte die jungen Zuhörer mit dieser Geschichte sehr. "Arachnologie ist übrigens heute noch die Bezeichnung für die Spinnenkunde", erklärte die heutige Leiterin der Stadtbücherei. Bußmer liest aus Karl May

Das doppelte Lottchen von Erich Kästner stellte Beate Läsch-Weber als Jugendlektüre vor. Mit ihrer lebendigen und humorvollen Vortragsart begeisterte sie ihre Zuhörer. Interessiert stellten die Fünftklässler Fragen: "Wie haben sich die Zwillinge denn eigentlich getroffen?", "Hat die Geschichte ein Happy-End?", "Ist den Eltern das Verwechseln der Kinder denn gar nicht aufgefallen?". Karl May Bücher waren, zusammen mit Büchern, die geschichtliche Stoffe beschrieben, die Lieblingsjugendleküre von Ralf Bußmer, der aus dem ersten Band der Old-Shatterhand-Reihe vorlas. Die Schüler wollten anschließend vieles zum Buch und zu seiner Person erfahren. Lesen sei wichtig, denn es schaffe viele und neue Vorstellungsbilder im Kopf, die ganz wichtig seien für die Entwicklung der Phantasie, meinte Ralf Bußmer zum Schluss der Veranstaltung. Kurz: Für beide Seiten war es ein interessanter und abwechslungreicher Unterrichtsbesuch, der am nächsten Welttag des Buchs wiederholt werden sollte.

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