Kreativität im Dreiklang

BERNKASTEL-KUES. Komponieren und improvisieren: Johannes Maria Dietz ist in der Musik, der Bildenden Kunst und dem Schreiben gleichermaßen zu Hause. Der Umgang mit Noten, Formen und Worten - das sind drei wichtige Schwerpunkte im Alltag des Bernkasteler Künstlers.

 Erst die Musik, dann die Malerei und schließlich auch noch die Dichtkunst: Der Bernkasteler Künstler Johannes Maria Dietz ist auch mit 70 Jahren künstlerisch noch sehr aktiv.Foto: Marita Blahak

Erst die Musik, dann die Malerei und schließlich auch noch die Dichtkunst: Der Bernkasteler Künstler Johannes Maria Dietz ist auch mit 70 Jahren künstlerisch noch sehr aktiv.Foto: Marita Blahak

Er hatin seinem Leben immer auf verschiedenen Ebenen gelebt - alsGeschäftsmann, als Musiker, als Maler und nicht zuletzt alsVerfasser von Kurzgeschichten. "Es gibt ja Leute, die mich fürverrückt halten", schmunzelt Dietz. "Doch ich glaube, es täteallen Menschen gut, wenn sie mehr kreative Dinge tun würden",unterstreicht der aktive 70jährige. Bereits mit fünf Jahren hatte der kleine Johannes seine Liebe zu den Tasten entdeckt, seitdem nahm er Unterricht, vervollkommnete sein Pianospiel und ist heute ein gefragter Jazzpianist, der auch mit dezenter Candlelight-Music seine Zuhörer verzaubert.

Die musikalische Begabung habe er von seiner Mutter, verrät Dietz im TV -Gespräch und nennt gleich ein herausragendes Erlebnis Mitte der 50er Jahre, an das er heute noch gerne zurückdenkt: ein Konzert des damaligen Bernkasteler Kammerorchesters unter Leitung von Leo Jakoby mit dem Hochschulchor des gebürtigen Bernkasteler Professors in Köln, Hermann Schroeder. Aufgeführt wurde Carl Orffs Werk "Carmina burana" - und Dietz saß am Flügel.

In seinen Geschichten ist alles möglich

Nach dem Krieg entdeckte Dietz seine Vorliebe zum Jazz und erarbeitete sich ein umfangreiches Repertoire. Im "Hanns-Goeke-Quartett" spielte Pianist Dietz mit Bassist, Gitarrist und Schlagzeuger jedes Wochenende in amerikanischen Clubs in Birkenfeld und Hahn. "Das war super, da haben wir richtig guten Jazz geboten", bemerkt Dietz, "hier in der Stadt und Umgebung gab es dazu damals keinerlei Möglichkeit".

1960 trat die Bildende Kunst, die ihn schon seit jungen Jahren interessierte, eine Zeitlang in den Vordergrund seines künstlerischen Schaffens. Letzter Anstoß zur Malerei kam von den befreundeten Kueser Malern Josef Junk und Bert Dörr. Sein Interesse lag in erster Linie bei der "ungegenständlichen" Malerei. Über lange Jahre habe er eine eigene Bildsprache entwickelt mit gewissen "Grundformen", die er auf Reisen fand. Aus diesem reichhaltigen "Formen-Alphabet" kristallisierten sich im Laufe der Jahre wesentliche Formen heraus, mit denen er seine Bilder fortan "komponierte". So entstanden seine schwarz-weißen und farbigen "Bild-Melodien" aus ruhigen Flächen gleich Symphonien in unterschiedlicher Farbpalette - wie Dietz seine Malerei gerne mit musikalischen Begriffen umschreibt.

1965 formierte sich die Künstlergruppe "Quadriga Bks" mit den heimischen Malern Dietz, Dörr, Junk und Theo Grumbach. Dieses "Viergespann" machte bis 1980 durch zahlreiche Gruppenausstellungen im In- und Ausland erfolgreich auf sich aufmerksam. 1977 kam anstelle von Junk der Maler und Bildhauer Georg Kern hinzu. Mit Unterstützung des damaligen Verbandsbürgermeisters Kreutzberg initiierten sie die kommunale "Galerie 555" in den Räumen der VG Bernkastel. "Wir haben auch heutzutage eine interessante Galerie mit wechselnden Ausstellungen in der Akademie Kues, die aber aufgrund fehlender Hinweisschilder von Gästen kaum entdeckt wird", bedauert er.

Mitte der 90er Jahre "stürzte" sich Johannes Maria Dietz in sein "drittes künstlerisches Leben": Er begann Kurzgeschichten zu schreiben. "Das hat auch viel mit Komponieren und Improvisieren zu tun", lacht der muntere Herr und verrät, dass Deutsch schon sein Lieblingsfach in der Schule gewesen sei. Nahezu 50 fantasievolle Geschichten hat er verfasst. In der Literaturzeitschrift "Literamus" sind bisher 19 Stories erschienen. Außerdem hat Dietz ein Buch mit 13 "Han-Shan-Stories" und ebenso vielen Tuschezeichnungen veröffentlicht. "Einige Geschichten sind reine Improvisationen - eine Methode, die mich besonders reizt, gibt es doch Parallelen zu meiner Arbeit als Jazzpianist", so Dietz weiter. Das Ergebnis überrascht ihn manchmal selbst. In seinen Geschichten ist alles möglich, er kann sich mittels seiner Phantasie in jede denkbare Umgebung versetzen und sich mit fantasievoller Schreibfeder stets aufs Neue zur nächsten imaginären Reise aufmachen...

"Das sind wirklich verrückte Geschichten, die etwas mit dem Übersinnlichen zu tun haben", bemerkt Dietz. Und immer wieder zieht sich wie ein roter Faden die freie "Komposition und Improvisation" durch seine Geschichten, seine Musik und seine Malerei.

Zur Ruhe setzen wird sich der Künstler noch lange nicht. So verspricht er auch in Zukunft weiter zu arbeiten als Maler, als Pianist und als Kurzgeschichtenschreiber. Denn: Die Kunst ist sein Beruf

Ein Zeugnis seines künstlerischen Schaffens wird Dietz am Samstag, 22. März, im Traben-Trarbacher Stadtteil Wolf geben: Im Keller des Kirchenweingutes gestaltet er einen Abend mit Musik, Bildern und Stories.

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