Sterntaler-Lohn für Märchenprojekt

WITTLICH. Es war einmal eine Idee: 20 Jahre Kinderschutzbund feiern im Rahmen des "neuen" Wittlicher Altstadtfests und Jung und Alt mit Märchen verzaubern. Viele Helfer machten die ausgedehnten Märchenstunden wahr und bekamen dafür nun den Generationenpreis des Ministerpräsidenten Kurt Beck.

"Ich bin von Hause aus Buchhändlerin", sagt Michaele Schneider vom Deutschen Kinderschutzbund Bernkastel-Wittlich (DKSB) auf die Frage, wie denn die Idee mit dem nun preisgekrönten "Märchenhaus" überhaupt entstanden sei. Vielleicht machte sich auch ein anderer Langzeiteffekt bemerkbar? "Meine Mutter und Patentante haben mir immer das Märchen vom Mann im Mond erzählt", erinnert sie sich. Und einer ihrer beiden Söhne war jetzt, Ehrensache, selbst dabei, als es galt anderen vorzulesen.Unbürokratisch angepackt

Doch das Projekt, das am Altstadtfest Wittlich drei Tage lang das Hotel Well in ein Reich des phantasievollen Wortes verwandelte, sprengte den Rahmen einer familiären Gute-Nacht-Geschichte. Deshalb brauchte der DKSB viele Freunde, die den Ereignissen der Märchen aus aller Welt in Wittlich Gehör verschaffen konnten. Sie haben sie schnell gefunden. "Auf unkompliziertem Weg mit wenig Bürokratie konnten wir ein Netzwerk schaffen, bei dem sich alle spontan eingetragen und angepackt haben", sagt Michaele Schneider. Ob Lesescouts des Peter-Wust-Gymnasiums, die Senior-Lesepaten des Kreises, das Haus der Jugend oder der Hunsrücker Jugendbuch-Autor Stefan Gemmel: Sie alle haben sich in den Dienst der guten Sache gestellt, weit über 100 Zuhörer beglückt und sind nun mit dem Generationenpreis des Ministerpräsidenten Kurt Beck ausgezeichnet worden (der TV berichtete). In der Laudatio hieß es, das Wittlicher Projekt unterstütze vorbildlich mit ehrenamtlichem Engagement das Miteinander und Füreinander von jungen und älteren Menschen. "Besonders gut gefallen hat mir Becks Ausspruch vom Kitt der Gesellschaft. So wie das bei uns gelaufen ist, stelle ich mir zukünftiges Ehrenamt vor. Einfach nur Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren und speziell für einen Einsatz vor Ort mitmachen. Es geht nur noch in einer solchen Netzwerk-Zusammenarbeit", sagt Michaele Schneider nach der Preisverleihung. In ihrem Resümee verweist sie auch auf die Unterstützung durch den kreisweiten Zusammenschluss von Vereinen, Verbänden und Einrichtungen der Selbsthilfe in der AG LandkreisAktiv sowie auf die Servicestelle Freiwilliges Engagement der Kreisverwaltung: "Mit dem generationenübergreifenden Märchenprojekt ist es erstmals gelungen, aus vorhandenen Strukturen eine neue Dynamik zu entwickeln - zu belegen, dass die Arbeit im Netzwerk Synergie, Effizienz und neues Engagement schafft." Daneben hieß die Devise: Fragen kostet nichts. Das Hotel Well machte mit und hat weder für Strom noch Miete etwas verlangt. Und durch fragen kam auch Stefan Gemmel nach Wittlich. "Es war erst eine Art Schnapsidee. Ich kenne seine Geschichten und weiß, dass er engagiert ist, also habe ich ihn einfach angemailt", sagt Michaele Schneider. Er sagte ja. Nun kennen die Wittlicher Zuhörer und auch Ministerpräsident Beck schon sein Märchen vom "Fresskönig", das erst 2005 als Buch erscheinen soll. Und nicht nur für Gemmels Fresskönig gab es nun "Sterntaler-Lohn" in Form von 1000 Euro Preisgeld. Wen wundert's, dass das Geld nicht lange "liegen" wird? "Das wird investiert in den bundesweiten Vorlesetag am 12. November. Wir sind gerade am gucken, wer wo lesen wird."

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