Von Barbieren und Trombonen

Gioachino Rossini, Franz Schubert und Jean Sibelius. Ungewöhnliche Komponistennamen für ein Orgelkonzert. Mit Thomas Heywood war aber auch ein ungewöhnlicher Organist in der Abtei Himmerod zu Gast, der es verstand, sein Publikum von Beginn an für sich zu gewinnen.

 So wie hier im Querschiff sah es auch im Hauptschiff der Abtei Himmerod aus. Dicht gefüllte Reihen beim Konzert des Organisten Thomas Heywood. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

So wie hier im Querschiff sah es auch im Hauptschiff der Abtei Himmerod aus. Dicht gefüllte Reihen beim Konzert des Organisten Thomas Heywood. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Großlittgen. (gkl) Gleich zwei Mal war ließ sich der australische Organist Thomas Heywood in der Region als Solist hören. Nachdem er in der vergangenen Woche schon einen sehr erfolgreichen Abend in der Trierer Konstantin-Basilika gestaltet hatte (der TV berichtete), war die Abteikirche in Himmerod die zweite Station, an der er sein Publikum begeistern konnte. Wie schon in Trier sollte Heywood auch in der Abtei sein Publikum nicht enttäuschen. Organisator Wolfgang Valerius hatte zu Beginn des Konzerts ein wenig bemängelt, dass es bei Orgelkonzerten in Deutschland oftmals recht steif und ernst zugehe, was gerade bei Konzerten mit Heywood nicht passend sei. Ausdrücklich forderte er die Zuhörer auf, auch zwischen den einzelnen Programmpunkten zu applaudieren, wenn ihnen danach sei. Gerne wurde dies aufgenommen und reichlich davon Gebrauch gemacht. Es gab aber auch allen Grund dazu. Im Gegensatz zu Trier erklang in Himmerod nicht ein einziges originäres Orgelwerk der klassischen und damit üblichen Literatur. Einzig Heywoods eigene Komposition "Humoresque for a Pedal Trombone" basierte nicht auf einer orchestralen Vorlage. Aber auch dieses Opus 28 war ein überaus vergnügliches Kabinettstück, zu dem Heywood erklärte, es seien in 500 Jahren Orgelgeschichte für alle möglichen Register Werke geschrieben worden. Nur für das fundamentalste, dominierenste, die Posaune, gäbe es nicht. Wenn man wie Heywood keine klassische Orgelliteratur sondern ausschließlich Transkriptionen spielt, erfordert dies auch eine andere Spieltechnik. Viel häufiger muss man die Manuale wechseln, Klangbilder, die für Streichinstrumente recht normal sind, bedürfen auf der Taste einer besonderen Fähigkeit. Heywood besitzt dieses Können, hier darf man getrost sagen, wie kaum ein zweiter. Ob nun bei Gioachino Rossinis Overtüre zum Barbier von Sevilla, bei Jean Sibelius "Finlandia" oder bei Joseph Haydns Es-Dur Trompetenkonzert. Unterstützt von seiner Frau als nicht minder virtuose Assistentin konnte Heywood brillieren und begeistern. Die Orgelfassung von Franz Schuberts Sinfonie Nr. 8 konnte gar zu der Frage verführen, ob es dieses Werk auch für Orchester gäbe. Sicherlich hat Heywood sich mit den Transkriptionen eine Marktnische, wie man dies in der Wirtschaft nennen würde, gesucht, die man, wenn man will, in Frage stellen kann. Fest steht aber, dass Heywood auf diesem Gebiet ein großartiger Künstler ist, dem das Umsetzen von Orchesterliteratur auf das Pfeifeninstrument offensichtlich in Fleisch und Blut übergegangen ist.

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