18 Jahre haben viel verändert

Beim Stöbern in meiner kleinen Weinbücher-Sammlung ist mir ein Reiseführer zu Winzern und Wirten aus dem Jahr 1988 in die Hände gefallen. Titel: Die schönsten Weinstraßen der Welt. Dazu gehört für die Autorin auch die Mosel.

Sie hat ihre Erfahrungen darüber gleich an den Anfang des Buches gesetzt. Es sind allerdings beileibe nicht nur Zeilen, die das Herz erwärmen. Man erinnere sich: Damals sorgten Panscherskandale für negative Schlagzeilen. "Es war kein Wein, es war zum Weinen" und "Todesurteil für einen Spitzenwein" schreibt die Autorin. In der Spitzengastronomie suche der Weinfreund den Riesling von Mosel, Saar und Ruwer vergebens. Bei ihrer Fahrt entlang des Flusses merkt die Autorin dann aber, dass die Mosel immer noch einen besonderen Reiz ausübt. Ihre Befürchtung, es werde eine 250 Kilometer lange Fahrt mit Liebeskummer, wird nicht wahr. Es ist eher eine Fahrt mit Happy End, weil sie merkt, dass die Winzer dabei sind, den schlechten Ruf vergessen zu machen. 18 Jahre später: Die Landschaft ist gleich geblieben, obwohl die Zahl der Brachflächen zum Teil dramatisch zugenommen hat. Doch die Mosel hat weiter ihren Reiz, und der Mosel hat ihn längst wieder. In der Spitzengastronomie muss er nicht mehr verschämt angeboten werden. Sollte das Buch einmal neu aufgelegt werden, müsste das Kapitel über die Mosel gründlich überarbeitet werden. Clemens Beckmann

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