Chaos und Ordnung

Ein Zweig der Naturwissenschaft ist die Chaostheorie. Sie stellt sich die Frage, wie aus Chaos Ordnung wird. Die Chaosforscher sagen, wenn einem System Energie zugeführt wird, kommt es erst einmal in Turbulenz.

Es brodelt. Wer eine Flüssigkeit erhitzt, kann das beobachten. Aber - so sagen die Naturforscher - jedes turbulente System sucht eine Ordneridee. Man nennt das den "synergetischen Ordner". Synergetik ist die "Lehre vom Zusammenwirken".Hier beginnt das Geheimnis der Schöpfung. So konnte aus der brodelnden Ursuppe, in die auch noch ständig Blitze hineinzuckten, das wunderbar geordnete periodische System der Elemente entstehen, das jeder Schüler heute kennt. So konnte Leben entstehen. So sind Pflanzen und Tiere und der Mensch entstanden. Der "synergetische Ordner" hält den Zerfall auf, den die Physiker "Entropie" nennen. Jedes Kristall, jede Schneeflocke ist ein wunderbar geordnetes System.Da stellt sich die Frage: Haben wir Menschen in unseren vielen turbulenten Aktivitäten denn überhaupt noch einen Ordner?Da stecken wir in einem Dilemma: Eine plurale Welt erkennt keine zentrale Ordneridee mehr an. Aber gerade eine plurale Welt braucht einen synergetischen Ordner, weil sonst alles zerfleddert. Wo kein Ordner ist, herrscht das Chaos.Schon jeder Einzelne muss sich fragen: Habe ich denn noch eine Ordneridee für mein Leben? Die Frage gilt für jede Familie. Die Frage gilt für unseren Staat und für unsere Kulturen.Erkennen wir noch den einen großen Ordner an, den wir Gott nennen? Aber das kann nur ein Gott für alle sein. Ein "mein Gott", ein "dein Gott" der verschiedenen Religionen kann es nicht geben.Vor etwa 600 Jahren hat der Philosoph und Kardinal Nikolaus von Kues auf der Suche nach dem "Frieden im Glauben" geschrieben: Gott ist die "coincidentia oppositorum", die "Einheit in den Gegensätzen". Ich fürchte, das haben wir bis heute noch nicht richtig begriffen.Dr. oec. Manfred Sliwka aus Niederscheidweiler ist Unternehmensberater

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