Demokratische Diktatur

Es gäbe bestimmt noch junge Leute, die den Weinbau weiter betreiben würden; aber es müsste sich an dem System der Weinvermarktung etwas ändern. Wenn man nur noch mehr Auflagen, Bestimmungen, Verordnungen, Vorschriften schafft, haben auch junge Leute kein Interesse, die Winzerei zu betreiben.

Ich möchte meinem Ärger über das bestehende Probenverfahren Luft machen: Der Winzer und auch Händler muss, wie in einer Diktatur, den Wein zu einer Prüfstelle bringen. Dann entscheiden einige Prober, wie der Wein sein muss. Je nach Urteil wird der Wein - was öfter mal vorgekommen ist - abgestuft oder auch schon mal abgelehnt. Ich blicke auf eine 30-jährige Berufserfahrung und Praxis in der Weinvermittlung, Weinkommission und im Weinbau zurück, bin aber auch für Neues offen. Von Weinbehandlungs-Maßnahmen durch diese Bevormundung haben sich auch die Handelsunternehmen von dem Wein distanziert. Sie können nicht vernünftig kalkulieren, wenn sie dem Winzer einen Preis für den Wein gezahlt haben und dann der Wein wegen des bestehenden Systems unter Umständen abgestuft oder sogar abgelehnt wird. Dieses sind auch Gründe, um vom Weinbau Abstand zu nehmen. Letztendlich kaufen nicht die Prober den Wein, sondern der Verbraucher. Wenn man Winzer und Händler mehr Handlungsfreiheit lassen würde, ginge es besser. Es sieht zurzeit so aus, dass die zuständigen Leute, die etwas verändern könnten, kein Interesse daran haben. Weil sie in gewissen Positionen in dem System sitzen, und es ihnen gut geht. Wir haben eine demokratische Diktatur. Hoffentlich finden sich einmal genug Winzer zusammen, um sich zu wehren. Alfred Vogt, Reil

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