Die Zukunft bauen

Die Krise scheint vorüber zu sein, ohne dass sie die Region schwer in Mitleidenschaft gezogen hätte. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass alles prima sei und die Aufholjagd der einst extrem strukturschwachen Region munter weitergehen wird.



Doch so einfach wird es nicht werden. Eine Arbeitslosenquote im Eifelkreis Bitburg-Prüm von 3,5 Prozent, die im Landkreis Bernkastel-Wittlich mit 4,1 Prozent und im Kreis Vulkaneifel mit 5 Prozent nur unwesentlich übertroffen wird, ist zwar kurzfristig erfreulich, sie darf allerdings nicht über langfristig wirkende Schwächen der Region hinwegtäuschen: Der bunte Branchenmix, der für die Stabilität am Arbeitsmarkt mitverantwortlich ist, ist nicht nur positiv.

Denn darin sind zwar einige zukunftsträchtige Perlen enthalten; so richtig stark ist in der Eifel, an der Mosel und im Hunsrück allerdings keine wirklich zukunftsträchtige Branche. Dazu zählt die neueste Studie des Prognos-Instituts neben der Gesundheitswirtschaft, die in der Region noch halbwegs relevant vertreten ist, hochwertige Unternehmens-, Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungen, Logistik, Maschinenbau, Fahrzeugbau, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Mess-, Steuer- und Regeltechnik. All diese Branchen sind vergleichsweise gering konzentriert. Und das trotz einer gut besuchten Universität und einer ebenso erfolgreichen Fachhochschule in Trier, die aber anders als an anderen Hochschulstandorten in Deutschland weder auf das Oberzentrum noch auf das Umland ausstrahlen.

In Trier wird studiert, und dann ist man schnell wieder weg. Eine mit Blick auf die Zukunft nicht ideale Situation. Da ist es nur ein geringer Trost, dass das ganze Land Rheinland-Pfalz, was Zukunftsbranchen angeht, eher wie die ostdeutschen Bundesländer mit deutlichem Nachholbedarf strukturiert ist.

Die guten Arbeitsmarktzahlen sind ohnehin zum Großteil der noch stabilen Beschäftigungslage in Luxemburg und der von dort kommenden Konsumfreude geschuldet. Ob sich das kleine Nachbarland jedoch noch lange den Luxus automatischer Lohnsteigerungen und extrem niedriger Steuern und Abgaben erlauben kann, ist fraglich.

Gleiches gilt für die Stabilität der Nachfrage nach Arbeitskräften aus der Eifel. Denn in der luxemburgischen Wirtschaft kann man nicht von einem bunten Branchenmix sprechen. Im Kern fußte das Wachstum der vergangenen Jahre fast ausschließlich auf dem Finanzsektor - und dessen langfristige Stabilität darf getrost bezweifelt werden.

Keiner wünscht sich, dass das Ländchen in eine tiefe Krise gerät. Dennoch ist es an der Zeit, in der Region intensiver an einer eigenständigen Zukunftsstrategie zu arbeiten, die nicht nur auf die schöne Landschaft und den Tourismus setzt, sondern den Willen hat, zumindest eine wirklich zukunftsträchtige Branche auszubauen. no/jöl

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