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Kirmes-Anekdoten Für mich ist die Wittlicher Säubrennerkirmes das Schönste, was es auf dieser Welt gibt. Habe ich doch 1952 als 18-jähriges bayerisches Mädchen meinen geliebten Mann, der Wittlicher ist, kennen gelernt.

Der damalige Bürgermeister Mehs hat auf seine Kappe drei Schweine braten lassen, und die Portion kostete 50 Pfennig. Auch den guten Wittlicher Wein probierte ich und war verliebt bis über beide Ohren. Nun feiere ich meine 53. Kirmes in diesem Jahr, nur leider alleine, da mein geliebter Mann vor vier Jahren verstarb. Ich wünsche allen Besuchern der traditionellen Säubrennerkirmes schöne sonnige Tage, und mögen ihnen tolle Erinnerungen bleiben. Elfriede Görgen, Wittlich Es war in den Anfangsjahren unserer Säubrennerkirmes. Ich war junger Angestellter der Stadtverwaltung und für die Kirmes dem Verkehrsamt als Hilfskraft zugeteilt. Verantwortlich für das Kirmesgeschehen war Stadtinspektor Hilarius Marmann, genannt Marmanns Floh. Als Inspektor war er ein ziemlich hohes Tier, nur der alte Oberinspektor Kaiser war über ihm. Inspektor Marmann war "Geburtshelfer" bei der Säubrennerkirmes. Altbürgermeister Mehs schrieb über Marmanns "Kirmeseinsatz" im Wittlicher Lesebuch: "Er gab wertvolle Anregungen, war immer dabei, wenn es galt, in eine Lücke einzuspringen. Um Worte und trockenen Humor nie verlegen, wusste er bei auftretenden Schwierigkeiten stets das Beste herauszuholen und dadurch mit dafür zu sorgen, dass die Kirmes das ihr eigene freundliche Gesicht behielt." Die Lösung einer solchen Organisationsschwierigkeit haben wir jungen Leute praxisnah erlebt. Inspektor Marmann saß an seinem Schreibtisch im Erdgeschoss des Rathauses und lenkte von dort das Kirmesgeschehen. Ab und an kam jemand aus dem Bratenstand mit dem Hinweis, man brauche Schweine-Nachschub aus dem Schlachthof. Damit begann für Hilarius Marmann die Arbeit: Wo ist das Telefonbuch? Er suchte erst im dann auf dem Schreibtisch. Dort hatte sich das Telefonbuch unter allerlei Papierkram, Akten und Utensilien versteckt. Dann ging das Suchen im Buch los: Unter "St" wie Städtischer Schlachthof oder nur "Sch" wie Schlachthof? Nach Auffinden der richtigen Telefonnummer wurde der benötigte Schweine-Nachschub bestellt. Die Sache war erledigt - bis zum nächsten Schwein, dann ging das Suchen wieder los. Dann war Herr Marmann das ständige Stöbern leid. Er schickte einen Helfer los, um bei Ambrosius-Kaut einen Eimer Farbe und einen Pinsel zu holen. "Welche Farbe ist mir egal", sagte er. Als beides im Rathaus ankam, ließ er mit großen Zahlen die Telefonnummer des Schlachthofs an die Bürowand malen. Er war eben, wie Bürgermeister Mehs feststellte, ein Mann, der bei auftretenden Schwierigkeiten immer eine Lösung fand. Ich hoffe, ich habe kein Dienstgeheimnis verraten. Jürgen Schmidt, Wittlich

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