Judaslohn vom Hahn

Noch ehe die letzte Entscheidung von Seiten der Zustimmungsbehörden getroffen ist, vergoldet der "faire Verhandlungspartner Hahn" den Lötzbeurener Wald. Wunderbar in Zeiten leerer Kassen. Aber was ist der Preis?

Der Gemeinderat handelt pragmatisch vor einer angedrohten Zwangsenteignung und versilbert seine Natur. Für mich ist das schmutziges Geld. Ich ertrage es, dass sich die Hahnbetreiber ins Fäustchen lachen über engagierte Natur- und Heimatromantiker, die den Sinn einer großflächigen Rodung und Verschandelung der Gegend schlecht ertragen können. Vergessen wir nicht, dass ein Drittel des Hahn-Etats aus dem hessischen Staatssäckel kommen, um den Hunsrückern den Nachtcargo auf die Ohren zu drücken. Dass die vom Filmemacher Edgar Reitz besungene Heimat im Schatten des kommenden Nachtflughafens keine Bedeutung im kulturell anständigen Sinn hat, hängt schlicht damit zusammen, dass, wenn es um Geld und Expansion geht, bei der Politik Schluss mit der Sensibilität ist. Vielleicht steckt der Gemeinderat das Geld in neue Bestuhlung des Kindergartens und mein Sohn muss sich auf diese Stühle setzen, die aus dem Fleisch unserer Wälder sind? Dem Lötzbeurener Rat habe ich großen Respekt gezollt, als er sich gegen den Ausverkauf seiner bewaldeten Höhe wehrte. Allerdings, wir leben in "Laurenz-Meyer-Zeiten", will heißen, alles hat seinen Preis. Ich werde mir aber weiterhin den Luxus leisten Lobbyist zu sein, für Schwarzspecht und Fledermaus, Erlen und Waldgräser, schlicht für das, was sich nicht wehren kann, was unsere Gegend lebenswert macht, selbst wenn in Lötzbeuren die erste Mc-Donaldsfiliale mit hässlichem Werbemast an der ans Dorf gerückten Hunsrückhöhenstraße aufmacht. Jörg Stein Lötzbeuren

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