Keine Kinder

Ja, ja, lang ist's her... Damals, als ich noch ein kleiner frecher Junge war, ein richtiger Rowdy, stets zu einem Streich aufgelegt. Meine Eltern, Lehrer, Nachbarn, sie alle habe ich oft an den Rand der Verzweiflung gebracht.

Na gut, ein bisschen frech bin ich immer noch, kann meine Klappe nicht halten, auch wenn es manchmal besser wäre... Und Sie liebe Leserinnen und Leser? Wissen Sie noch, wie es war, damals in ihrer Schulzeit? Mittags schnell die Hausaufgaben machen und dann raus. Raus an die frische Luft, raus ins Dorf, raus zu den Freunden: rennen, spielen, etwas "anstellen". Und wenn man nach Hause kam, war man zwar dreckig und musste sich schon mal einige harsche Worte anhören, aber: glücklich! Im Dorf war immer was los. Hier wurde gebaut, da stand ein ausgedienter Traktor, und am Bach war es sowieso am schönsten. Neulich ging ich mit meiner Wilma spazieren, und wir erzählten uns Geschichten von früher. Plötzlich sagte Wilma: "Sag mal, Wilbert, wo sind eigentlich die Kinder?" Und tatsächlich, wir haben kein einziges Kind gesehen, kein fröhliches Geschrei und kein lautes Gezänk gehört. Wir gingen weiter, und ich schaute mal ganz neugierig in die Fenster. In jedem dritten Zimmer lief ein Fernseher, und in manchem konnte ich erkennen, wie kleine Männchen mit Pistolen bewaffnet rasend schnell über den Bildschirm sausen. "Das sind die modernen Computerspiele", klärte mich meine Wilma auf, die mich gelegentlich auf den neuesten Stand der Technik bringen muss. "Mit denen kann man alles anstellen, zum Beispiel Räuber und Gendarm spielen." Hm, denke ich, früher war das doch irgendwie anders. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass es damals noch keine Computerspiele gab. Bis dann, Euer

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