Kuli, du warst der Beste!

Ich sehe nicht mehr fern. Keine Chance für die Glotzkiste. Kein Gottschalk, kein Jauch, kein Bohlen. Meine Trennung vom privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehgeschäft war keine ruckartige Entscheidung, und auch mit Reich-Ranickis Attacken während der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises hat sie nichts zu tun.

Wir, das Fernsehen und ich, gehen schon viel länger getrennte Wege, und es war ein langsamer, aber unaufhaltsamer Prozess.

Dabei war ich früher ein typischer Vielgucker. Nun gut, das sind wir vor der Pubertät wohl alle. Höhepunkt war immer der Samstagabend. Aufwärmen mit der Sportschau, danach die Hitparade mit Dieter Thomas Heck, zur Hauptsendezeit Shows wie "Einer wird gewinnen" mit Hans-Joachim Kulenkampff und als Zehn-Uhr-Film Steve McQueen in "Bullit" oder, immer wieder gern genommen, "Die glorreichen Sieben" - da kam Freude auf.

Von da an ging es bergab. Und ich gebe zu: Ich habe sehr viel verpasst. DSDS, die Super-Nanny, Heidi Klums Wettbewerb der Super-Zicken - ich kann nicht mitreden.

Vor kurzem saß ich in einer Poker-Runde, im Hintergrund lief ein Fernseher. Ich war früh ausgestiegen (miserables Blatt) und sah, wie ein mit einem Ganzkörper-Latex-Anzug bekleideter Irrer vor einer Jury, in der Dieter Bohlen saß, einen Ausdrucks-Tanz aufführte.

Ich dachte an Kuli zurück, an Hans Rosenthal und Wim Thoelke und gewann während des gesamten Abends vor Trauer kein Spiel mehr.

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