WM hat gut geschmeckt

Alles, aber auch wirklich alles, ist über die Fußball-Weltmeisterschaft geschrieben worden. Über Ronaldinhos Gebiss, über Ballacks Wade, über Kahns Seelenzustand, über Podolskis hübsche Freundin.

Doch einen Aspekt haben die Berichterstatter offenbar übersehen: Die besten Fußball-Nationen der Welt sind gleichzeitig die besten Weinbauländer. Chianti gegen Bordeaux, Portwein gegen Riesling - das wäre doch auch mal eine Weltmeisterschaft wert. Der Riesling würde jedenfalls so manches Tor erzielen. Diesmal hat's nicht ganz gereicht. Vielleicht fehlt uns noch ein bisschen der Stolz, wie er den Italienern und Franzosen eigen ist. Diese können auch wahrlich wuchern mit ihren Gewächsen: Bardolino, Chianti, Barolo, Barbaresco - das klingt wie Luca Toni oder Alessandro del Piero. Ebenso die Franzosen mit ihrem Champagner, Bordeaux, Chablis oder Burgunder. Klingt gut - wie Zinedine Zidane oder Thierry Henry. Und wir? Unsere Jungs heißen Schweinsteiger, Mertesacker, Podolski, Metzelder. Nicht ganz so elegant. Auch Lahm klingt lahm. Doch sie haben gespielt wie unser Riesling schmeckt: spritzig, temperamentvoll, leicht, locker. Ich habe meine eigene Bewertung, was die Qualitäten unserer Kicker angeht: Mertesacker und Metzelder sind Rivaner, unkompliziert und ehrlich. Lehmann, Frings und Ballack sind Spätburgunder, reif und delikat, und Klose, Lahm und Odonkor sind Riesling, spritzig und elegant.Winfried Simon

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