Zeit zum Aufatmen

Da sind die unter uns, die von einem Termin zum anderen hetzen. Der Arbeitgeber macht Druck. In der Schule wird der Stress ebenfalls immer größer. In den Vereinen und in der Kirche wird auch nicht wenig von einem erwartet. Die Pausen sind kurz oder fallen ganz aus. Es bleibt immer weniger Zeit zum Regenerieren, zum Aufatmen. Auch die Flut von Informationen, die tagtäglich auf uns einströmen, machen uns müde. Jeden Tag neue Meldungen. Und wir sitzen vor dem Fernseher, surfen im Internet, schalten das Radio ein, Eindrücke strömen auf uns ein, bleiben unverarbeitet. Besonders erschöpfend aber sind die immer wieder gleichen Auseinandersetzungen. Eigentlich ist schon alles gesagt und doch, wir hören nicht auf, uns stets aufs neue das Leben schwer zu machen. Nicht zuletzt reiben wir uns manchmal an uns selbst wund. Es kostet Kraft, wenn wir immer wieder die gleichen Fehler machen und uns trotz allem Bemühen manches nicht gelingt. Es kostet Kraft, viel Kraft, die eigene Unzulänglichkeit anzunehmen.Hier wird ein Manko deutlich, das an vielen Stellen in unserem privaten Leben und auch in unserem beruflichen und gesellschaftlichen Leben auftaucht. Die Berechtigung zum alleinigen oder gemeinsamen Rückzug, zur Stärkung der eigenen Person oder einer Gruppe von Menschen. Schnell wird über andere ein Urteil gefällt, der oder die ist faul, ist einfach nicht da, wenn wir es erwarten, ist uns weniger wert, weil er oder sie unsere Erwartung nicht erfüllt hat, einen Termin nicht wahrgenommen hat, der uns wichtig war.Ich denke, wir sind darauf angewiesen, dass wir ab und zu den Belastungen entfliehen, um Abstand zu gewinnen. Es ist einfach gut, wenn der Alltag unterbrochen wird. Und dann ist es gut, dass es Orte gibt, wo wir uns zurückziehen können, allein oder mit an-deren. Orte, die den Menschen Raum lassen, sie selbst zu sein. Denn nur wer gestärkt ist und ausgeruht und sich getragen weiß, kann selbst zur Kraftquelle werden. Darum: Haben Sie Mut zum Aufatmen, nicht nur in den Ferien, sondern auf Dauer.Susanne Triebler, Pfarrerin

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