Mit Müh' und Not ins Ziel

WITTLICH. Unternehmen geglückt: Quasi auf der "allerletzten Rille", aber noch mit heiler Haut und (halbwegs) heilem Auto rettete sich der Wittlicher Joachim Burgard ins Ziel des deutschen Rallye-WM-Laufes. Das bisher größte Ereignis seiner noch jungen Karriere.

"Ich habe nur noch gebetet und geflucht, und hab gedacht: Bitte, bitte, jetzt nicht. Jetzt das nicht." Fast drei Tage, über 20 Wertungsprüfungen und fast 400 Kilometer hatte der junge Motorsportler aus Wittlich seinen 135 PS starken "Rallye-Floh" VW Polo GTI über die Pisten in den Weinbergen, auf der berüchtigten Panzerplatte in Baumholder und im nördlichen Saarland "geprügelt", und dann schien kurz vor Erreichen des Zieles auf einmal plötzlich alles aus zu sein: Auf der vorletzten Prüfung war am sportlichen Einsatzgerät des Junior-Cup-Beifahrers eine Antriebswelle gerissen. Das gleiche Schicksal, wie schon im Vorjahr, als Burgard eine Wild-Card für den deutschen Weltmeisterschafts-Lauf erhalten hatte, schien unabwendbar. Doch das Wunder geschah. Bei der letzten Prüfung ins Schwitzen gekommen

"Wir haben bei der letzten Prüfung Blut und Wasser geschwitzt, haben uns 130 Kilometer bis zum Service geschleppt, sind im fünften Gang angefahren und im Schneckentempo über die Prüfungsstrecke gekrochen, nur, um das Ziel noch zu erreichen. Irgendwie hat es funktioniert", berichtet Burgard. Einen Tag nach dem dreitägigen Kräftemessen mit der Weltelite war der für den Polizeisportverein Wengerohr startende junge Mann zwar noch ziemlich geschafft, aber glücklich. Und er war mit seiner Leistung zufrieden, denn es hatte nach einem Unfall vier Wochen nicht danach ausgesehen, dass der Polo rechtzeitig für die "Deutschland" fertig werden würde. "Der Freitag war große Klasse. Da sind wir in den Weinbergen die Bestzeiten der sechs Polos in der seriennahen Gruppe N gefahren. Da hat alles gepasst, natürlich auch, weil wir als Einheimische ja einen kleinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz hatten und die Prüfungen teilweise sehr gut kannten", schildert Burgard den ersten Tag des WM-Laufes aus seiner Sicht und der seines Idar-Obersteiner Beifahrers Rolf Schneider. "Gerade die beiden Weinbergsprüfungen waren für uns das Highlight. Natürlich waren die Spitzenleute schon auf der nächsten Prüfungstrecke, als wir ankamen, aber ich glaube, wir haben an der Mosel genau so viel Beifall bekommen wie Sieger Sebastien Loeb", erinnert sich Burgard nur allzu gern an das bisher größte Erlebnis seiner jungen Karriere. Kein Wunder, denn an den gefürchteten Weinbergsprüfungen standen alle seine Kumpels. Die Streckenposten stellte der PSV Wengerohr und der befreundete Motorsportclub Daun. Und die hatten natürlich alle auf "ihren" Mann gewartet und ihn lautstark angefeuert. Nach zufrieden stellenden Ergebnissen am Samstag kam dann der große "Show down" am Sonntag, bei dem sich Burgard und Schneider mit einer Bravourleistung noch ins Ziel retteten. 89 Fahrer waren gestartet bei der ADAC Rallye Deutschland, die zur Weltmeisterschaft zählt. Nur 44 schafften es, am Sonntag ins Ziel nach Trier zu kommen. 44. und Letzter, aber unendlich glücklich: Joachim Burgard, der im Feld der Weltklasse wie einst der Erlkönig "mit Müh‘ und Not" den Hof erreicht hatte. Und dennoch: Es war der schönste letzte Platz seines Lebens.

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