Fingerspitzengefühl und Zusammenhalt

HETZERATH. Seit acht Jahren besteht das Jugendorchester Hetzerath-Klausen-Sehlem-Esch. Zwei rührige Dirigenten nehmen sich gezielt der Nachwuchsarbeit an - mit beachtlichem Erfolg.

"Von denen, die bei uns mitmachen, sehen Sie keinen auf der Straße herumlungern", sagt Alois Meyer stolz. Selbst Vater von gleich vier Töchtern weiß er diesen Nebeneffekt des gemeinsamen Musizierens zu schätzen. Zusammen mit Dietmar Heidweiler leitet er seit 1996 die Geschicke des Jugendorchesters, dessen Mitglieder aus Hetzerath, Sehlem, Klausen und Esch kommen.Und die haben bereits einiges vorzuweisen. Erst kürzlich lauschte ein sichtlich beeindrucktes Publikum den stimmungsvollen Weihnachtskonzerten in den Kirchen von Rivenich und Sehlem. Doch das bekannteste Projekt des jungen Orchesters war wohl die Darbietung von "Hakuna Matata" zu Ostern 2003: Ein Musical, das sich aus den Verfilmungen des Dschungelbuches, des Zeichentrick-Musicals "Tarzan" und aus dem "König der Löwen" zusammen setzte. Dabei hatte das Jugendorchester maßgeblich den musikalischen Teil übernommen.Die Idee entstand am Jugendmusiktag 1995

Bewusst bezogen Heidweiler und Meyer dabei zusätzliche künstlerische Dimensionen von "Externen" ein. "Bei diesem Mammutprojekt war unser erklärtes Ziel, weitere Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ins Boot zu nehmen", erklärt Heidweiler, der aus der Kreismusikschule als engagierter Schlagzeuglehrer bekannt ist.Sänger und Schauspieler, ein Projektchor, Choreografen und Tänzer, Licht- und Tontechniker aus befreundeten Vereinen und anderen Gruppen machten mit und erschufen ein Werk, das für viel Furore in der Region sorgte. Die kleinen Künstler erlebten die Projektrealisierung hautnah von den Anfängen bis hin zur perfekten Bühnenshow.Dabei blieb alles nur irgend Mögliche in der weitgehenden Eigenverantwortlichkeit derer, die sangen, spielten, musizierten oder tanzten. Erreicht haben die beiden Dirigenten damit eine starke Identifikation aller der mehr als 100 Beteiligten mit ihrem Verein, ihrer Arbeit, ihrem Musical. "Denn das Wir-Gefühl darf gerade in jungen Jahren nicht unterschätzt werden", erklärt Meyer.Die Idee zum Jugendorchester entstand am Jugendmusiktag 1995 in Platten. Für diesen Tag war die Motivation groß genug für gemeinsame Proben des Nachwuchses aus den Musikvereinen Hetzerath, Klausen und Sehlem-Esch. Heidweiler: "Sonst hätte man ja keine komplette Orchesterbesetzung zusammen bekommen." Die Begeisterung war geboren; das Jugendorchester hat bis heute Bestand. Stets spielt es, wenn einer der drei "Erwachsenen"-Vereine ein Konzert hat, vorneweg, aber auch in Bitburg, Heidenburg und zum Beispiel Morscheid sind die jungen Musiker schon aufgetreten. Mittlerweile entstand als Vorstufe das so genannte Vororchester, in dem auch die Allerkleinsten neben dem Instrumentalunterricht erste Musizier-Erfahrung in der Gruppe sammeln können.Unter der Leitung von Daniel Horsch spielen sie gemeinsam bis zur D1-Prüfung: die erste Prüfung, mit der die Kinder ihre Kenntnisse am Unterricht unter Beweis stellen müssen. Danach werden sie automatisch ins Jugendorchester übernommen, das parallel zu den drei Musikvereinen Hetzerath, Klausen und Sehlem-Esch arbeitet.Viele Musiker spielen in beiden Vereinen mit. So wundert es nicht, dass in den genannten Orten nicht über Nachwuchssorgen geklagt wird. Im Gegenteil: "Das einzige, woran immer ein gewisser Mangel herrscht, sind die Tubisten", meint Meyer, "aber das Problem ergibt sich aus der Körpergröße, nicht aus der Lustlosigkeit der Kinder." Ein Tipp für Eltern von Kindern, die Interesse an der Tuba bekunden: Das Jugendorchester unterhält eine Kooperation mit einem Wittlicher Musikladen; viele Instrumente können für lange Zeit auf Mietbasis ausprobiert werden, bevor man sich zu einer kostspieligen Investition entscheiden muss."Wir werden immer wieder wunderbare Projekte erarbeiten", versprechen Heidweiler und Meyer. Im Augenblick ist eine kreative Pause angesagt. "Schließlich kann man nicht jedes Jahr eine Mammutproduktion wie Hakuna Matata anpacken."Die Arbeit mit Jugendlichen erfordere heute mehr Fingerspitzengefühl als noch zu ihrer eigenen Kindheit und Jugend, konstatieren beide. Die moderne Art, mit Kindern umzugehen, scheinen die beiden Dirigenten drauf zu haben - alle bisherigen Auftritte belegen dies anschaulich.

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