Grüne Daumen und bunte Blüten

300 Mitglieder zählt der Gartenbauverein, und 99 Jahre hat er schon auf dem Buckel. Leidenschaftliche Gärtner tauschen hier ihre Erfahrungen aus - und gutes Saatgut, vorgezogene Pflänzchen, Rezepte für Brennnesseljauche oder Rezepte für Kartoffel- und andere Gemüsegerichte.

Wittlich. Es geht beileibe nicht nur ums Gift und ums Bekämpfen von Pilzen, Bakterien und allerlei anderem schädlichem Getier bei den rund 300 im Gartenbauverein organisierten Mitgliedern. Auch wenn der Vorsitzende zum Thema "Gemüsekrankheiten" spricht, hört man hauptsächlich andere Töne. "Es kann nicht das Ziel sein, einen Garten ganz frei von Schädlingen zu kultivieren", sagt Dieter Brussig, "denn dann gäbe es auch keine Nützlinge mehr." Ja, man kann ihnen das Leben schwer machen, den Kohlweißlingen, Erdflöhen, Drahtwürmern und der Kohlhernie. Wissen gehört dazu, Erfahrung, ein bisschen Experimentierfreude und der grüne Daumen. "Ja", meint Brussig, "es gibt Menschen, die haben mehr Glück im Garten als andere. Denen gelingt instinktiv das, was andere jahrelang vergeblich versucht haben." Aber guter Rat hat noch nie geschadet, und den holen sich seine Mitglieder bei den Treffen. Gerade ist es Frühling geworden; die Pflanzen treiben, der Schnitt ist bereits erledigt. Jetzt gilt es im Garten. Beete werden vorbereitet, Kompost umgesetzt und verteilt, eigene Pflanzen angezogen, Kartoffeln und - von ganz Mutigen - auch Bohnen gesteckt. Obwohl Brussig mit Gewächshaus oder Frühbeeten lieber auf Nummer Sicher geht, bis die Eisheiligen vorüber sind. Zu weh tun die Totalverluste, mit denen man immer rechnen müsse, wenn man das Freiland riskiere. Hauptsache guter Boden

Nach den Mondphasen richtet er sich, soweit es ihm möglich ist, so manchen Vortrag zu diesem Thema hat er auch schon organisiert. Grundvoraussetzung für Erfolg im Garten ist die gesunde Zusammensetzung des Bodens, den ein gewissenhafter Gärtner regelmäßig analysieren lassen sollte. Fehlt ein Bestandteil, kann der fast immer einzeln erworben werden, oftmals günstiger über den Verein. "Aber Vorsicht", sagt Brussig, "da muss im Milliliter-Bereich gearbeitet werden." Grobe Schätzungen verderben mehr, als sie gutmachen. Billige Anzuchterde sollte vermieden werden, da sind sich die Mitglieder einig. Allzuoft sei die kontaminiert: Man holt sich Bakterien in den Garten, über die man später kaum noch Herr wird. Gibt es einen Virenbefall auf einer Pflanze, hilft nur noch eins: Raus damit und ab in die Tonne, keinesfalls auf den Kompost. Manchmal greifen auch die Frauen und Männer im Gartenbauverein auf chemische Keulen zurück. Meist geht es aber anders, und da kennen sie sich aus. Wenn im Nistkasten Meisen leben, gibt es schnell keinen Kohlweißling mehr, und Nützlinge wie Ohrwürmer, Marienkäfer, Schwebfliegen und Schlupfwespen sollte man tunlichst ansiedeln, und an den Mangold geht sowieso kaum ein Schädling. Sämtlich haben sie hier gute Erfahrungen mit dem für den Menschen völlig unschädlichen Niem gemacht. Im Spritzwasser aufgetragen, verdirbt es allen tierischen Schädlingen den Appetit auf Gemüse. Auch Niemsamen, auf dem Boden rund um die gefährdete Pflanze gestreut, wirkt Wunder. Generell gilt beim biologischen Pflanzenschutz: Es dauert ein Weilchen, bis der erwünschte Nutzen erzielt ist.

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