Jeder findet seinen Platz

Ein auffallend junger Vorstand, vorbildliche Jugendarbeit und ein singender, swingender Dirigent: Der MV Salmrohr begeht am 1. Maiwochenende sein 85-jähriges Vereinsjubiläum ganz ohne Nachwuchssorgen.

Salmrohr. (peg) Wenn ein Verein nicht "mangels Masse" eingehen will, muss er sich für den Nachwuchs stark machen. Der Musikverein Salmrohr tut das, und zwar nicht erst seit gestern. Immerhin hat fast jeder Salmrohrer unter 45 beim legendären Ätzboden irgendwie mitgewirkt und braucht die Musik zum Leben.Da ist zunächst die halbe Stunde Einzelunterricht pro Woche, den die Vereinsmitglieder Theo Jacobs (Blechbläser), Tamara Binz (Holzbläser) und Uwe Oeffling (Schlagwerk) ihren Schützlingen angedeihen lassen. Hier muss niemand seine Kinder mit dem Auto zum Musikunterricht fahren, hier läuft der Unterricht ortsnah in der Bürgerhalle, wo man sich auch zu den Proben trifft. Derzeit sind 21 Musiker in der Ausbildung

21 Musikanten durchlaufen zurzeit diese Ausbildung, übrigens mit Notenwartin Annemie Bumüller auch "eine Spätentschlossene aus dem Vorstand am F-Horn" (Zitat des Vorsitzenden Uwe Oeffling). Diese 21 bilden parallel zum großen Orchester eine eigene Jugendkapelle. Oeffling: "Sie sollen schließlich Schritt für Schritt das Hörvermögen bekommen, dass man beim gemeinsamen Musizieren braucht." Da ist weiterhin das teils sehr junge Repertoire und die betont swingende Weise, es den Zuhörern näher zu bringen. "Ich komme selbst aus einer Bigband", erklärt Dirigent Ernst Landsmann, der seit 1998 in Salmrohr engagiert ist, dieses Phänomen. Landsmann gibt nicht nur den Takt an, er singt auch manchmal: "New York, New York" und "My Way" hat der Monzeler zum Beispiel auf der Palette, und es kommt einfach gut an, wenn er mit wiegenden Hüften und swingender Stimme seine Stücke vorträgt.Damit kein Missverständnis aufkommt: Salmrohr schließt seine musikalischen Altvorderen keineswegs aus, im Gegenteil. Seit 50 Jahren spielt der 74-jährige Peter Berg Saxophon, der vor Jahrzehnten die eigene Brennerei für die Proben zur Verfügung gestellt hatte. Oder der Tubist Helmut Eifel, Gründungsmitglied der Jugendabteilung, und Walter Lehnert, oder Schlagzeuger Erich Oeffling, der Vater des heutigen Vorsitzenden, der eine ganze Ära lang sämtliche angehenden Musiker des Ortes unterrichtete: Sie alle kommen auf ihre Kosten, denn nicht nur die Jugendarbeit funktioniert, sondern auch das freundschaftliche Miteinander der Generationen. Gegründet 1922 aus dem Mandolinenclub heraus, wählten eine handvoll musikliebende Salmrohrer das Motto "Musik erfreut des Menschen Herz". Ab 1929 konzentrierte sich die Gruppe auf Blasmusik. Konzerte, Theaterabende und Sängerfeste standen auf dem Programm, bis der Zweite Weltkrieg alles unterbrach. Erst 1955 belebte die Freiwillige Feuerwehr das musikalische Leben im Verein wieder. Als Glücksfall erwies sich der Job von Martin Hoffmann-Emden, der als Schornsteinfeger auf den Speichern immer wieder ungenutzte Instrumente fand und sie für wenig Geld erwarb. Festprogramm: Samstag, 5. Mai, 20 Uhr: MV Salmrohr, Gastvereine aus Teldorf und Klein-Bettingen; Sonntag, ab 10 Uhr: Handwerkermarkt, Oldtimer-Traktoren, es spielen befreundete Musikvereine; Montag, 7. Mai: After-Work-Party, mit Gesangsvereinen Salmrohr und Dörbach.

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