Wein und Suppe für die Orgel

WITTLICH. Vor fast vier Jahren gründete sich der Verein der Orgelfreunde in der Pfarrei St. Markus, um die Sanierung der Orgel voranzutreiben. Obwohl das Vereinsziel im Jahre 2002 erreicht wurde, blieb rund die Hälfte der Mitglieder mit neuen Zielen zusammen.

 Eingefleischte Liebhaber der Kirchenmusik vor "ihrer" neuen Orgel: Die Vorstandsmitglieder der Orgelfreunde St. Markus, Renate Schnettler, Reinhold Schneck, Brigitte Petry, Günter Franz (von links nach rechts).Foto: Petra Geisbüsch

Eingefleischte Liebhaber der Kirchenmusik vor "ihrer" neuen Orgel: Die Vorstandsmitglieder der Orgelfreunde St. Markus, Renate Schnettler, Reinhold Schneck, Brigitte Petry, Günter Franz (von links nach rechts).Foto: Petra Geisbüsch

"Eigentlich hätte sich der Verein ja auflösen müssen, nachdem er sein Ziel erreicht hatte und die alte Orgel restauriert war", schmunzelt der Vorsitzende Günter Franz. Dass es anders kam, lag an dem großen Spaß, den die Mitglieder im Laufe der Zeit an der Orgel, der Musik, und an den gemeinsam organisierten Aktionen entwickelten, die inzwischen fest in den Jahresablauf der Pfarrei St. Markus integriert sind. Eine der Aktionen, die der inzwischen umstrukturierte Verein organisiert, heißt die "Orgelsuppe". Gegen eine freiwillige Spende gibt es nach der 11-Uhr-Messe im Markushaus einen ordentlich gefüllten Teller Suppe. Im großen Kreis hat es noch immer am besten geschmeckt, und wenn nicht gerade eine Konkurrenzveranstaltung wie der verkaufsoffene Sonntag die Gäste von der Suppe abhält, kann noch immer einiges an Geld zusammen kommen: Wieder ein paar Euro mehr in der Kasse der Orgelfreunde, bei denen sich heute das Geldsammeln schwieriger gestaltet als in den ersten Jahren nach der Gründung.Denn nachdem das ursprüngliche Vereinsziel, die Sanierung der alten Orgel, mit den vereinten Kräften von monatlicher Spezialkollekte, Kreissparkasse, Raiffeisenbank und Landkreis erreicht war, wurde es schwieriger. 1999 galt es, 130 000 damals noch Deutsche Mark aufzustellen - etwa ein Drittel der gesamten Sanierungssumme. Damals flossen auch von Privatfirmen Gelder und das Amtsgericht ließ hier und da ein Bußgeld für die Orgel zahlen.Fanartikel speziell fürs Pfarrfest

Originelle Maßnahmen brachten den Orgelnotstand in der Pfarrei St. Markus unters Volk: Beim Karnevalsumzug zum Beispiel liefen sämtliche Kirchenchormitglieder einschließlich des Pfarrers als mannshohe Orgelpfeifen durch die Stadt. Der eigens abgefüllte Orgelwein und spezielle Fanartikel wurden am Pfarrfest verkauft: Streichholzschachteln, T-Shirts, Info-Heftchen über sämtliche Organisten, die die Pfarrei St. Markus jemals hatte. Nimmermüde klärte Reinhold Schneck über die Funktionsweise des komplizierten Kircheninstrumentes auf, rief die Konzertreihe "Orgelherbst" ins Leben, machte Führungen und Malwettbewerbe, organisierte Fahrten zu Orgeln in der Umgebung, lud Kindergärten, Schulen und Betriebe ein, um die Orgel insgesamt populärer zu machen. Viele dieser Aktionen haben sich bewährt und laufen bis heute.Am 28. Januar 2002 war der zum Zeitpunkt der Gründung der Orgelfreunde fast unerreichbar anmutende Betrag zusammen - und der Verein hätte sich auflösen können. Doch der harte Kern blieb zusammen, und setzte sich neue, vergleichsweise kleine Ziele: die Förderung der Kirchenmusik, Unterhalt der neuen Orgel, Anschaffung einer transportablen Truhenorgel. Diese Inhalte brennen den wenigen allerdings genauso unter den Nägeln wie 1999 die große Orgel. Von den einst 129 Mitgliedern sind noch 63 übrig. Da braucht gut Ding wieder Weile. Franz: "Es geht nun eher zähflüssig. Zunächst bräuchten wir eine aus vier bis fünf Registern bestehende Truhenorgel", erzählt er. Die würde im Altarraum stehen, für Gottesdienste in kleiner Runde genutzt, und wäre bei Bedarf transportabel. 30 000 Euro werden benötigt. "In den eineinhalb Jahren seit Umgründung unseres Vereines haben wir erst rund ein Fünftel des Betrages zusammen getragen", so Franz. Doch resignieren mag niemand: Zu viel Spaß haben alle an der Suppe, der Gruppe, der Orgelmusik und am Singen: Alle Vorstandsmitglieder sind auch im Kirchenchor .

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