Redend Konflikte lösen

Konflikte mit und zwischen Mitarbeitern, Führungskräften oder Geschäftspartnern lähmen oft die Unternehmen. Mediation kann Konfliktparteien dabei helfen, eine für alle Seiten vorteilhafte Regelung zu finden. Den ersten rheinland-pfälzischen Studienkurs zum Wirtschafts-Mediator haben nun 13 Absolventen in Piesport, Landkreis Bernkastel-Wittlich, beendet.

 Haben sich zum Ziel gemacht, Mediation bekannter zu machen: Günter Krück, Christoph Kutscheid, Anna Rewerts und Institutsleiter Aloys Leyendecker (von links). TV-Foto: Mechthild Schneiders

Haben sich zum Ziel gemacht, Mediation bekannter zu machen: Günter Krück, Christoph Kutscheid, Anna Rewerts und Institutsleiter Aloys Leyendecker (von links). TV-Foto: Mechthild Schneiders

Piesport. (mehi) Miteinander, nicht übereinander reden, dazu regen Mediatoren Konfliktparteien an. Doch anders als bei Schlichtungen im Tarifbereich, kommt der Lösungsansatz von den Beteiligten selbst, nicht vom Mediator. Christoph Kutscheid, Rechtsanwalt in Wittlich, verdeutlicht dies anhand der Geschichte von den zwei Schwestern und der Orange: "Ein Richter würde die Orange durchschneiden. Der Mediator fragt, wofür beide die Frucht benötigen und stellt fest: Die eine braucht die geriebene Schale für einen Kuchen, die andere möchte Saft pressen. So erhalten beide, was sie wünschen. Die richterliche halbe Orange hätte weder für Kuchen noch Saft gereicht."Wirtschaftsmediatoren können Konflikte innerhalb und zwischen Betrieben, zwischen Betrieben und Kunden, in sozialen Organisationen und Verwaltungen lösen. Diese Streitigkeiten kosten Geld und Ressourcen, erklärt Berufsschullehrer Jens Boett ger aus Koblenz. Mediation kann in vielen Fällen Zeit, Energie und Kosten für jahrelange und teure Gerichtsverfahren sparen und einen für alle Seiten akzeptablen Lösungsansatz bieten.Nur acht vom Bundesverband Mediation in Wirtschaft und Arbeitswelt (BMWA) zertifizierte Ausbildungsinstitute gibt es in Deutschland. Eines davon ist das AL-Institut in Piesport an der Mosel. Das Mediations-Institut besteht seit neun Jahren, in denen Leiter Aloys Leyendecker mehr als 200 Konflikte geregelt hat, hauptsächlich in Familien.Erstmalig bietet der 58-jährige Pädagoge, Ehe- und Familienberater und Mediator eine Zusatzqualifikation zum Wirtschafts-Mediator an; in Kooperation mit der Fachhochschule in Erfurt. "Es ist der erste derartige Studienkurs in Rheinland-Pfalz und Thüringen", sagt Professor Dr. Eckart Riehle von der FH, die seit zehn Jahren Mediatoren ausbildet. Das Besondere an dieser Fortbildung ist, dass sie auf Familien- und mittelständische Betriebe ausgerichtet ist. Im Januar haben die 13 Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz, Hessen, Württemberg und Nordrhein-Westfalen mit der Zusatzausbildung begonnen. Nach insgesamt 230 Unterrichtsstunden können sie sich nun "Mediator FH" nennen und erhalten zudem ein Zertifikat vom Verband."Die Ausbildung ist qualifiziert und zertifiert," sagt die Teilnehmerin Anne Rewerts aus Vlotho, Kreis Herford. Das ist ihr besonders wichtig, denn die 52-jährige Sozialpädagogin wird sich selbstständig machen. Christoph Kutscheid, ein weiterer Teilnehmer, sieht sich als Pionier: "In der Region ist Mediation im juristischen Bereich noch nicht installiert. Es ist auch nicht bekannt, dass sie Anwaltssache ist."

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