Unternehmenscoach aus Leidenschaft

THALFANG. Mit einer Consulting-Agentur für Unternehmenskonzepte hat sich eine Frau in einer klassischen Männerdomäne etabliert. Vor allem Gründungs- und Fördermittelberatung gehören zum Einsatzfeld der seit 1996 Selbstständigen, die nicht nur Frauen mit ihrem Knowhow begleitet.

Wer den Weg ins Thalfanger Industriegebiet findet und bei Dagmar Pilzecker betriebswirtschaftlichen Rat sucht, der trifft auf eine Hundeliebhaberin, die nicht nur aussieht wie eine gestandene Powerfrau, sondern die sich tatsächlich in einer klassischen Männerdomäne wohl fühlt wie ein Fisch im Wasser und sich dort behauptet: "Ich bin durch mein Studium eher männlich sozialisiert und spreche auch die Sprache von Bankern und anderen Wirtschaftsfachleuten", ist die Wirtschaftsingenieurin sicher. Ihre Klienten sind männliche und weibliche Unternehmer gleichermaßen, wobei Frauen eher die Gründungsbegleitung und Männer eher die Fördermittelberatung suchen. "Männer holen sich oft erst dann Rat, wenn ihr Geschäft nicht richtig rund läuft und sie Probleme mit der Liquidität haben. Frauen neigen eher dazu, sich frühzeitig rückzuversichern", beschreibt sie ihre Erfahrung mit den unterschiedlichen Menschen, für die sie auch Geschäftsfelder analysiert, Business-Pläne erarbeitet oder die sie in Einzelcoachings betreut, damit sie in ihre Unternehmer- und Berufsrolle optimal hineinfinden. Seminare, in denen sich betriebswirtschaftliches Fachwissen mit personalen und sozialen Kompetenzen verbindet, bietet sie in Kooperation mit den Trierer Hochschulen an. Generell ist es ihr Ziel, den Grad der Selbstorganisation und Autonomie von Unternehmern zu erhöhen. "Früher reichte oft die gute Einbettung in ein gewachsenes Beziehungsgeflecht, um ein Geschäft am Laufen zu halten, heute muss man Grenzgänger sein können und sich hoch spezialisieren." Klare Jobdefinitionen und eine stimmige unternehmerische Ausstrahlung gehören zu dem, was sie ihren Kunden vermittelt: "Wenn es etwa um Bankengespräche geht, sollte man nicht als Bittsteller auftreten, sondern sachlich hervorragend vorbereitet sein. Dabei helfe ich."Eigene Firma war selbstverständlich

Ihren eigenen "kreativen Schub" für die Gründung ihrer CUK Pilzecker GmbH bekam sie nach einer Trennung und direkt nach dem Studium, "ich habe mich sofort selbstständig gemacht". Nach einer praxisnahen Spezialausbildung als Unternehmensberaterin und mit dem Wunsch, in der Region Trier zu bleiben, war für sie der Weg in eine eigene Beratungsfirma selbstverständlich, "und ein Angestelltenverhältnis für mich als Frau mit einem Studium von Betriebswirtschaft und Maschinenbau war nicht denkbar". Eigenwillig ist sie in ihrem Job bewusst: "Ich bin nicht für jeden Kunden gut und nicht jeder Kunde ist es für mich", daher bietet sie immer zunächst ein kostenloses Orientierungsgespräch an. Wenn der Kontakt zu Stande kommt, ist sie gern eine Mentorin, die durch "punktuelles Irritieren" ihr Gegenüber nach vorn bringt. Aufwändige Akquise muss sie nicht mehr betreiben, "das geht über Empfehlungen". Ihr Fachwissen, das sie in der Beratung gewonnen hat, hat sie als Ko-Autorin in ein Werk über "Erfolgreiche Unternehmensfinanzierung für den Mittelstand" einfließen lassen, ein weiterer Ratgeber mit viel Praxisbezug für Unternehmer ist in Arbeit. Eine ihrer wichtigsten Erkenntnisse jedoch lässt sich auf wenige Sätze reduzieren: "Privates und Berufliches sollte man immer gut auseinander sortieren. Auch Netzwerke oder Kooperationen machen nur Sinn, wenn sie nicht aus purer Sympathie füreinander entstehen, sondern klare strategische Allianzen sind. Und man sollte sich nicht in Kleinstbaustellen verzetteln, sondern eindeutige Prioritäten setzen."

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