Winzer spült täglich 50 000 Flaschen

ENKIRCH. Vor rund 20 Jahren hat Winzer Wolfgang Immich eine Marktlücke entdeckt. Er spült für seine Winzerkollegen leere Weinflaschen. Inzwischen beschäftigt er sechs Mitarbeiter. Das Geschäft läuft hervorragend.

 Zurzeit herrscht Hochbetrieb bei der Firma Spülo in Enkirch. Wolfgang Immich hatte vor 20 Jahren die Idee, für seine Winzerkollegen die gebrauchten Weinflaschen zu spülen.Foto: Winfried Simon

Zurzeit herrscht Hochbetrieb bei der Firma Spülo in Enkirch. Wolfgang Immich hatte vor 20 Jahren die Idee, für seine Winzerkollegen die gebrauchten Weinflaschen zu spülen.Foto: Winfried Simon

Gebrauchte Weinflaschen zuspülen, ist eine Arbeit, die kein Winzer mit großer Leidenschaftmacht. Nass und kalt ist es meistens, ständig muss man sichbücken, jede einzelne Flasche muss auf eine rotierende Bürstegesteckt werden und schließlich muss man noch kontrollieren, obauch wirklich jedes Eckchen der Flasche sauber ist. Auch Wolfgang Immich aus Enkirch hat das nie gern gemacht. Vor 20 Jahren schaffte er sich daher eine große vollautomatische Spülmaschine an. Solche Maschinen sind riesige Ungetüme, die in erster Linie in Großkellereien zum Einsatz kommen - für seinen Betrieb folglich viel zu groß. Die Idee: Er spült auch für seine Winzerkollegen im Ort gegen Lohn die schmutzigen Weinflaschen.

Es war der Beginn des Unternehmens "Spülo". Zunächst war alles in der Garage seines Weingutes untergebracht. Doch bald schon musste er den Betrieb vergrößern. Schließlich konnte er 1989 gegen manche behördlichen Widerstände mit dem Bau einer Halle auf einem Gelände nahe der B 53, Richtung Burg, den entscheidenden Schritt zur Erweiterung tun.

Über zwei Millionen Mark investierte er in Gebäude und Maschinen. Allein die große, hochmoderne Spülmaschine mit einer Kapazität von 7000 Flaschen/Stunde kostete eine halbe Million Mark. Ein Problem löste er ganz elegant. In Großkellereien werden die gespülten Flaschen gleich gefüllt, sie können nass sein, wenn sie aus der Spülmaschine kommen. Als Lohnspüler muss er die Flaschen aber verpacken, die Flaschen müssen also trocken sein.

Immich bastelte viel selbst, baute einen Wärmetauscher ein und erreichte damit, dass die Flaschen heiß aus der Maschine kommen und sehr schnell abtrocknen.

Mit den Jahren vergrößerte er den Betrieb, kaufte weitere Grundstücke hinzu, um genügend Stellflächen zu haben. Heute beschäftigt Immich, der immer noch "nebenbei" einen Weinbaubetrieb mit kompletter Selbstvermarktung führt, sechs feste Mitarbeiter. In der Hauptsaison, die von Januar bis Ende April läuft, helfen zusätzliche Kräfte aus.

800 Winzer an der ganzen Mosel zählen zu seinen Kunden, sogar von Leutesdorf am Rhein kommen die Winzer mit ihren Flaschen, um sie in Enkirch zu einem Grundpreis von 5,5 Cent/Flasche spülen zu lassen.

Bis zu 50 000 Flaschen laufen jetzt in der Hochsaison täglich über die Bänder. Von 7 bis 21 Uhr muss Immich spülen, damit er mit seinen Aufträgen nachkommt. Im Sommer geht\\'s dafür etwas ruhiger zu, in dieser Zeit füllen die Winzer nur gelegentlich mal eine Partie Wein ab.

Besonders stolz ist Immich, dass er sein Unternehmen so gut wie ohne staatliche Hilfen aufgebaut hat. Vor allem aber: Vor 20 Jahren, als noch kein Politiker von Mehrwegquote sprach, hat er schon ein Rücklaufsystem mit und für die Winzer aufgebaut, dass prima funktioniert - und das ganz ohne gesetzlichen Zwang.

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