Auf den Spuren der "Kreis Wittlich"

Vor 50 Jahren, am 18. Mai 1957, erlebten tausende Besucher einen Großflugtag auf der amerikanischen Air Base in Spangdahlem. Ein Höhepunkt war die Taufe eines US-Flugzeugs auf den Namen "Kreis Wittlich".

Spangdahlem. (lyv) Wo ist das Flugzeug, das vor fünfzig Jahren auf der amerikanischen Air Base in Spangdahlem auf den Namen "Kreis Wittlich" getauft wurde? Das wollte Günther Klassen aus Spangdahlem wissen und scheute keine Mühe, sich im Internet auf die Suche zu begeben. Sein Heimatort gehörte damals noch zum Kreis Wittlich, und als Zeitzeuge erinnert er sich genau an das Spektakel rund um den Flugplatz: "Spangdahlem hatte begonnen, mit den Amerikanern und dem Flugplatz zu leben." Seit 1956 war hier das 10. Taktische Aufklärungsgeschwader stationiert.30 000 Menschen beim Tag der Streitkräfte

Auch Artikel aus dem Trierischen Volksfreund von vor 50 Jahren, die Klassen bei seinen Recherchen in den verschiedensten Archiven fand, gaben wertvolle Informationen zum Ereignis in Spangdahlem: "30 000 Menschen nahmen wie im Sturm die sonst so dicht verschlossenen Pforten des Flugplatzes und wurden Zeugen eines Geschehens, das atemberaubenden Charakter trug", heißt es in der Ausgabe vom 20. Mai 1957. Flugzeuge von fünf Nationen wurden gezeigt, Luftvorführungen sowie Dressurübungen mit Polizeihunden der Air Force waren nur einige Showelemente des "Tages der Streitkräfte". Der Höhepunkt für die Menschen der Region war wohl die Taufe des amerikanischen Aufklärungsbombers RB-66, Kennzeichen 54-0459, auf den Namen "Kreis Wittlich", die die Gattin des früheren Landrates Alois Castenholz, Else Castenholz, in Begleitung von Oberst Kenneth R. Powell und Landrat Hieronimus vornahm. "Den Tag der Streitkräfte und die Flugzeugtaufe konnte ich als 17-Jähriger vor Ort miterleben", sagt Klassen. Kein Wunder, dass er sich zum Jahrestag der Taufe über den Verbleib des "Destroyers" Klarheit verschaffen will. Per Internet stieß er jetzt auf die "RB-66 Destroyer Association". Und vor einer Woche erhielt er die Antwort, dass sich "700 ehemalige RB-66-Besatzungsmitglieder an der Suche nach dem Flugzeug mit dem Namen "Kreis Wittlich" beteiligen". Der Lebenslauf der RB-66 ist inzwischen geklärt: Am 28.November 1956 wurde das Flugzeug an das 42. Taktische Aufklärungs-Squadron des 10. Taktischen Aufklärungsgeschwaders in Spangdahlem geliefert und war dort stationiert bis August 1959. Anschließend verlegte man die "Kreis Wittlich" zur Royal Air Force Chelveston in Großbritannien und von dort 1962 nach Toul-Rosieres in Frankreich. 1969 Rückkehr nach Spangdahlem

Unter Charles de Gaulle mussten alle Amerikaner bis zum 1. April 1967 Frankreich verlassen, so dass der Flieger am 22. August 1966 zur Takhli Royal Thai Air Force Base in Thailand kam. Colonel Wolfgang Samuel benutzte dort die Maschine bei mehreren Einsätzen gegen Nord-Vietnam. 1969 kam die RB-66 nach Spangdahlem zurück, wurde aber noch auf weiteren Fliegerhorsten in Amerika eingesetzt. Nach insgesamt 15-jährigem Flugdienst "endete das Dasein der "Kreis Wittlich" auf natürliche Weise", sagt Klassen: "Sie wurde verschrottet auf der Air Force Base Kadena in Okinawa".

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