Bürgermeister verlässt CDU-Verband

Paukenschlag an der Oberen Kyll: Bürgermeister Werner Arenz ist aus dem CDU-Gemeindeverband ausgetreten. Hintergrund ist die Grundsatzentscheidung der CDU, bei der Bürgermeister-Wahl 2009 mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen zu gehen.

Jünkerath. Auslöser der jüngsten Turbulenzen in der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll war die Mitgliederversammlung des CDU-Gemeindeverbands im Landgasthof Jünkerath. Presse-Vertreter waren dabei ausdrücklich nicht erwünscht. Am Dienstag stand Gemeindeverbands-Vorsitzender Walter Schmidt dem TV jedoch Rede und Antwort.

"Der Abend ist sehr harmonisch verlaufen", sagte Schmidt. Die Mitglieder hätten "mit demokratischer Mehrheit" beschlossen, einen eigenen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl zu suchen.

Damit hat sich die CDU gegen die mögliche Unterstützung eines der beiden unabhängigen Bewerber entschieden. Amtsinhaber Werner Arenz (CDU) hatte nach Kritik wegen des Unterschlagungsfalls durch den Kämmerer im Rathaus schon vor Monaten erklärt, als freier Bewerber seine Wiederwahl anzustreben. Als erster Herausforderer steht Martin Schöddert (parteilos) fest: Der 42-Jährige ist ebenfalls ein freier Bewerber, der allerdings unterstützt wird von SPD, FWG, FDP und Grünen (der TV berichtete).

Mehrheit für Ausschreibung nur denkbar knapp



"Viele vertreten die Meinung, dass wir es als größte Partei und Fraktion unserer Mitgliederschaft und Wählerschaft schuldig sind, einen Kandidaten zu stellen", erklärte Schmidt.

Der Vorstand des Gemeindeverbands will kurzfristig eine Anzeige in der Verwaltungs-Fachpresse veröffentlichen. Schmidt: "Wir haben große Hoffnung, einen qualifizierten Kandidaten zu bekommen und damit unser klares Ziel, den Wahlsieg, zu erreichen."

Werner Arenz reagierte enttäuscht. Im Vorfeld habe Walter Schmidt ihm signalisiert, eine Tolerierung seiner Kandidatur sei denkbar. Die Versammlung plädierte mehrheitlich dafür, zuerst über die Nominierung eines eigenen Kandidaten (Antrag des Vorstands) abzustimmen. 21 Mitglieder stimmten für die Ausschreibung, 17 dagegen. Arenz befürchtet eine Spaltung der Partei, da sich zwei Kandidaten, die der CDU angehören, Konkurrenz machen. Seine Folgerung: "Ich habe eine Einzelmitgliedschaft beim CDU-Kreisverband beantragt. Aus Gemeindeverband und Ratsfraktion scheide ich aus."

Meinung

Unter Schmerzen zum Ziel

Die CDU an der Oberen Kyll bemüht sich, nach der Kämmerer-Affäre im Rathaus eine klare Linie zu finden. Es war sicher richtig, bei der brisanten Kandidaten-Frage die Mitglieder entscheiden zu lassen. Dabei allerdings schnappte die Falle fast zwangsläufig zu. Denn Bürgermeister Werner Arenz hat zwar viele Kritiker, aber offenbar auch viele Unterstützer. Entsprechend knapp fiel das Abstimmungsergebnis aus: Ein Denkzettel für den Vorstand und eine schlechte Basis für den Wahlkampf. Die Außenwirkung für mögliche Bewerber ist fatal: Der Gemeindeverband ist zerrissen. Ohnehin muss ein kompetenter Kandidat erst noch gefunden werden, was auch nicht leicht ist. Auf der anderen Seite pflegt Werner Arenz die Dolchstoß-Legende, er sei als Kandidat jedenfalls nicht intern abgewählt worden, sondern habe keine faire Chance bekommen. Dabei war er es, der sich frühzeitig von der CDU abwandte, indem er sich zum unabhängigen Bewerber erklärte. Eine schlappe Tolerierung seiner Kandidatur durch die CDU wäre ein Armutszeugnis für die Partei gewesen. Insofern hat der Verband nun endlich ein Richtung eingeschlagen, wenn auch unter Schmerzen. m.hormes@volksfreund.de

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