Bläst ein Gegenwind in allen Gassen

Bleialf · Die Zahl der Windkraft-Gegner rund um den Schwarzen Mann wird größer: Jetzt hat sich auch die Schneifel-Touristik an den TV gewendet - der Verkehrsverein mit mehr als 80 Mitgliedern zwischen Auw und Winterspelt lehnt das Vorhaben der Verbandsgemeinde Prüm ab.

 Auf ein Windrad mehr käm's hier nicht an, finden die, die keine Rotoren im Wald wollen: Anlagen bei Roth und Ormont. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Auf ein Windrad mehr käm's hier nicht an, finden die, die keine Rotoren im Wald wollen: Anlagen bei Roth und Ormont. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Bleialf. Windanlagen auf und rund um den Schwarzen Mann? Nicht mit uns, sagen nun auch die Mitglieder der Schneifel-Touristik mit Sitz in Bleialf und mehr als 80 Mitgliedern in den westlichen Dörfern der Verbandsgemeinde (VG) Prüm.Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Bürgerinitiative "Gegenwind Schneifel" gegründet. Vor einigen Wochen sprach sich auch der Eifelverein Bleialf-Schneifel gegen die Pläne aus, zu denen die Kommune im Zuge der Energiewende vom Land verpflichtet wurde (der TV berichtete). Nun also auch die Betriebe, die zwischen Auw und Winterspelt von den Besuchern leben, die für einen oder mehrere Tage in die Gegend kommen.Die einzige Attraktion

"Wir haben einfach die Befürchtung, dass das Einfluss auf den Tourismus hat", sagt der Vereinsvorsitzende Robert Saxler aus Bleialf. "Und die Schneifel ist die einzige Attraktion, die wir zu bieten haben."Der waldreiche Höhenzug sei in den vergangenen 20 Jahren "als Wandergebiet unheimlich angenommen worden", sagt Saxler. Das aber stehe auf dem Spiel, wenn nun die 200-Meter-Anlagen auf den Schwarzen Mann kommen sollten.Noch weiß niemand, wie viele es tatsächlich sein werden, noch stehen die Ergebnisse der naturschutzfachlichen Untersuchungen aus - und nach wie vor, so hat es Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, schon mehrfach gesagt, könne es auch sein, dass kein einziger Rotor aufgestellt werde. Dennoch warnen die Touristik-Vertreter: "Die Schneifel bietet - neben ihrem Skigebiet - mit mühevoll angelegten Wanderwegen und -routen die Möglichkeit, die Natur in ihrer einzigartigen Vielfalt und unberührten Schönheit zu genießen." Etwa auf dem als Premiumweg ausgezeichneten Moore-Pfad, entlang des historisch bedeutenden Westwalls und auf dem Jakobsweg, der ebenfals über die Schneifel führe - "fernab von Lärm und Stress", heißt es in einem Schreiben, das der Verein dem TV zusandte."Allein der Moore-Pfad würde nach aktueller Planung etwa zur Hälfte direkt durch Windkraftgebiet führen, was den Verlust des Premiumstatus und der damit verbundenen kostenfreien, europaweiten Werbung für die Region zur Folge hätte. Nicht nur schade um bisherige Subventionen und Investitionen."Vom Gästezimmer bis zum Ferienhaus, vom Campingplatz zum Jugendlager, zu gastronomischen Betrieben und dem Einzelhandel, heißt es weiter, "für viele Menschen rund um Bleialf und den Schwarzen Mann ist der Tourismus ihre Existenzgrundlage".Auch für Dorothee Murges und ihre Familie vom Fehlenhof in Mützenich-Schweiler: Bei den Landwirten kann man auch Ferien machen. Was sagen die Gäste zu den Plänen? "Toll finden sie es nicht", sagt Dorothee Murges. Auch wenn man von ihrem Hof aus die Rotoren nicht sehen könne - für ihre Besucher sei der Schwarze Mann ein Anziehungspunkt, und zwar zu jeder Jahreszeit. Aber nun sei das alles gefährdet: Sie erinnert an die großen Stürme der vergangenen Jahre, nach denen etliche Bäume fielen und öde Stellen übrig blieben. Und von denen, sagt Dorothee Murges, werde es durch die Windkraft noch mehr geben.Der Verein führt Studien der Leibniz-Universität Hannover und der Frankfurter Goethe-Universität an, denen zufolge ein Rückgang im Tourismus und ein verminderter Wert von Wohngrundstücken die Folge von Windkraftanlagen seien. Zwar habe man bisher noch keine Befragung der Besucher vorgenommen, sagt Robert Saxler. Aber er wisse aus Gesprächen mit Schneifel-Gästen, dass diese zumindest "durch die Blume zu verstehen gegeben" hätten, nicht mehr in die Region zu kommen, sofern dort Windkraftanlagen aufgestellt würden.Immerhin verweist der Verein auf andere Möglichkeiten, die man prüfen könne: Neue Anlagen in bereits bestehenden Windparks, etwa bei Roth, Hallert, Habscheid oder Watzerath, aufzustellen. Oder - Stichwort "Repowering" - bisherige Anlagen zu entfernen und durch stärkere zu ersetzen. Auch Alois Fußmann, Ortsbürgermeister von Buchet, hat sich gestern an den TV gewendet: Er sei "froh über jedes Atomkraftwerk, das vom Netz genommen wird" und "der Letzte, der was gegen Windkraft hat", sagt er. "Aber nicht in einem Naherholungsgebiet wie der Schneifel. Dann sollen sie die Dinger auf die Wiese stellen." Fest steht: Die Schneifel ist das windreichste Gebiet in Rheinland-Pfalz. Und die VG ist angesichts der Energiewende dazu verpflichtet, den Wind auch zu ernten. Der Sturm der Gegner allerdings wächst weiter an. Die Verbandsgemeinde Prüm informiert über den Stand der Planung im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.pruem.de" text="www.pruem.de" class="more"%>Meinung

Schwer genugWährend in der belgischen Nachbarschaft ein ranziger Reaktor vor sich hin leckt und modert und in der Nordeifel der Bestand an Jodtabletten für die Bürger aufgestockt wird, fragen wir uns hier, wie viele Windräder der Schneifelrücken auf den Buckel kriegt. Zu Recht allerdings, denn er ist ein so schöner wie empfindlicher Naturschatz. Die Planung? Sauschwer, da alles richtig zu machen. Fest steht: Ohne Hader wird's nicht gehen. f.linden@volksfreund.de

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