Der Schatz im Nachbardorf

Der Ortsgemeinderat Schönecken hat einstimmig beschlossen, mögliche Erlöse aus dem Gemeindevermögen zu ermitteln. Danach will der Rat entscheiden, was davon zum Investieren "flüssig" gemacht wird.

Schönecken. "Es sieht nicht rosig um unsere Finanzen aus", leitete Ortsbürgermeister Werner Krämer (CDU) die Diskussion im Rat ein. Anlass für die Grundsatz-Überlegung ist der Wunsch, neben dem Alten Amt eine Gemeindehalle mit teilweise gewerblicher Nutzung zu bauen (der TV berichtete). Bei einer geschätzten Investitionssumme von 1,4 Millionen Euro müsste die Gemeinde einen Eigenanteil von mindestens 700 000 Euro tragen.Zudem steht in den kommenden fünf Jahren eine Reihe weiterer Investitionen an (siehe Extra). Unter dem Strich müsste Schönecken 1,24 Millionen Euro investieren. Dem gegenüber stehen jedoch Schulden von 960 000 Euro. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt (381 Euro pro Einwohner) liegt Schönecken deutlich höher (612 Euro). "Das ist unser größter Pferdefuß", stellte Krämer fest. "Mit diesem Schuldenstand brauchen wir nirgendwo anzuklopfen wegen eines Kredits." Priorität hat für den Ortsbürgermeister, bereits beschlossene Projekte zu finanzieren und Schulden zu verringern: "Wir sollten der nachfolgenden Generation eine Bilanz hinterlassen, für die wir uns nicht schämen müssen."Könne sich der Rat vorstellen, den Gemeindewald einzubeziehen, dann müsse zunächst der Wert des Walds ermittelt werden. Die Fläche von 157 Hektar liegt kurioserweise auf Seiwerather Gemarkung, zwischen dem Ortsteil Dürrbach und Burbach-Neustraßburg.Maria Weber (FWG) sprach sich für Investitionen aus, damit die jungen Menschen nicht alle abwandern: "Um diese Investitionen zu stemmen, müssen wir Vermögen einbringen." Dem stimmte ihr Fraktionskollege Gerd Zender zu: "Entweder wir lassen unser Dorf einschlafen, oder wir müssen uns von unseren Werten trennen." Nobert Rosskopp (SPD) warf die Variante ein, besser nur einen Teil des Walds zu verkaufen, der schon seit dem Mittelalter der Gemeinde gehöre. Eher verhaltene Stimmen waren auch aus der CDU-Fraktion zu hören. Johannes Arenth schlug vor, eine Gesamtübersicht zu allen Vermögenswerten der Gemeinde wie Baugrundstücken, Mietwohnhaus und Gemeindehaus Vollbach zu erstellen.Ein Sonderhieb im Gemeindewald bringt nach Auskunft des Revierleiters wenig. Mit einer Ausnahmegenehmigung könnte die Gemeinde höchstens das Dreifache der üblichen Jahresmenge schlagen. Zudem dürfte sie in den folgenden Jahren dann umso weniger fällen und müsste kräftig aufforsten.Durch einstimmigen Beschluss erklärte der Rat sich grundsätzlich bereit, für neue Investitionen Vermögen zu mobilisieren. Mögliche Erlöse werden zusammengestellt und ein Gutachten zum Wert des Gemeindewalds in Auftrag gegeben. Meinung Tafelsilber im Angebot Wer würde einer Gemeinde mit 1715 Einwohnern (Haupt- und Nebenwohnsitze) kein vernünftiges Gemeindehaus gönnen? Zumal gewerbliche Mieter darin Einnahmen brächten und im Sanierungsgebiet hohe Zuschüsse winken. Doch der ersehnte Bau steht noch in den Sternen, denn es bliebe ein finanzieller Kraftakt. Dass der Rat dafür ans Tafelsilber will, zeigt die schwierige Lage. Unabhängig von konkreten Absichten ist es allemal sinnvoll, sich einen Überblick über das Vermögen an Gebäuden, Grundstücken und Wald zu verschaffen. Diese Idee steckt auch hinter der Einführung der kommunalen Doppik. Ob sich Schönecken durch Verkaufserlöse auch nur annähernd sanieren könnte, steht auf einem anderen Blatt. m.hormes@volksfreund.deEXTRA Geplante Investitionen: Freizeitanlagen Naturbad Schönecken, Gemeindeanteil 80 000 Euro (ohne Eigenleistungen von rund 80 000 Euro) Förderung privater städtebaulicher Sanierungen an der L 5 (Unter der Pfordt), Gemeindeanteil jährlich rund 30 000 Euro öffentliche Sanierungen an der L 5 mit Freiflächen (Grunderwerb, Abrisskosten, Flächengestaltung), 25 000 Euro Seitenräume mit Gehwegen an der L 5, Gemeindeanteil 200 000 Euro Straßenausbau, Gemeindeanteil 200 000 Euro (cus)

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