Der unbeliebte Einwanderer

Seit diesem Jahr läuft entlang der Prüm eine Aktion der Kreisverwaltung, die Ausbreitung der Herkulesstaude einzudämmen. Die aus dem Kaukasus eingeschleppte Pflanze verbreitet sich sehr schnell entlang von Flussläufen und verdrängt heimische Pflanzen. Jetzt hat der Naturpark Nordeifel eine erste Bilanz der Aktion gezogen.

 In Schutzanzügen und mit Spaten rücken Hiltrud Poss (links) und Enrico Heinpold den riesigen Herkulesstauden zu Leibe. TV-Foto: Archiv/Christian Kremer

In Schutzanzügen und mit Spaten rücken Hiltrud Poss (links) und Enrico Heinpold den riesigen Herkulesstauden zu Leibe. TV-Foto: Archiv/Christian Kremer

Prüm. Bis zu vier Meter hoch, dichte Bestände, die alle anderen Pflanzen verdrängen, und ein Saft, der zu schweren Haut irritationen bis zu Verbrennungen führen kann: Die Herkulesstaude, auch Riesenbärenklau genannt, ist entlang der Prüm kein gern gesehener Gast. Daher hatte die Kreisverwaltung des Eifelkreises Anfang Juni beschlossen, in einem "Modellprojekt Herkulesstaudenbekämpfung" gegen die aus dem Kaukasus eingewanderte Pflanze vorzugehen. Gefördert wird die Maßnahme mit Landesmitteln im Rahmen der "Aktion Blau".

12 000 Pflanzen durch GPS erfasst



Bereits im Jahr zuvor wurde versucht, möglichst alle Standorte der Pflanzen zu erfassen und mit Hilfe von GPS auf Karten einzutragen. Damals wurde ihre Zahl auf bis zu 12 000 Stück geschätzt. Die Schwierigkeit ist dabei, wirklich alle Bestände zu finden. Denn jede Pflanze kann mehrere Zehntausend Samen ausbilden, die von den Flüssen verbreitet werden. So können überall entlang der Flüsse neue Bestände entstehen, die noch unbekannt sind.

Wegen dieser Verbreitung mit den Flüssen wurde in diesem Jahr mit dem Bereich von der Quelle der Prüm bis zum Bitburger Stausee begonnen. Mitarbeiter des Bürgerservice gingen in Schutzkleidung gegen die bekannten Bestände vor und gruben die Pflanzen mit ihren Wurzeln aus. Dies ist von allen möglichen Bekämpfungsmethoden eine der wirkungsvollsten (siehe Extra). Begleitend dazu wurden Grundstücksbesitzer und Anwohner aufgefordert, weitere Bestände zu melden.

So wurden in diesem Jahr an insgesamt 120 Flusskilometern entlang der Prüm und ihren oberen Nebenflüssen rund 8000 Pflanzen bekämpft, wie Ulrich Klinkhammer vom Naturpark Nordeifel berichtet. Der Bürgerservice hat dabei rund 1750 Arbeitsstunden geleistet. "Das zeigt, dass eine Erfolg versprechende Bekämpfung möglich ist. Mit den Ergebnissen in diesem Jahr sind wir sehr zufrieden", sagt Klinkhammer. Es sei auch zu berücksichtigen, dass man erst sehr spät anfangen konnte. Es sei wesentlich günstiger, bereits im April zu beginnen.

Insgesamt ist die Bekämpfungsaktion auf vier Jahre angelegt. In dieser Zeit soll im gesamten Flusssystem der Prüm mit ihren Nebenflüssen die Bestände der Herkulesstaude erfasst und entsprechend eingedämmt werden. Das ist eine Fläche von rund 450 Quadratkilometern. Das Ziel ist es, dass nach Abschluss der Aktion die Anliegergemeinden mit geringeren Mitteln die Bestände der Herkulesstaude eindämmen können. Im kommenden Jahr wird zunächst beobachtet, wie sich die in diesem Jahr bekämpften Bestände erholt haben, ehe der weitere Flusslauf in Angriff genommen wird. Extra Die Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum): Wie genau die Pflanze aus dem Kaukasus nach Mitteleuropa kam, ist umstritten. Eine Theorie besagt, dass der russische Zar Alexander I. sie dem Fürsten Metternich beim Wiener Kongress 1815 als Zierpflanze schenkte. Auch im übrigen Europa wurde sie nach 1890 als Zierpflanze eingeführt. Vor allem als Bienenweide war sie bei Imkern beliebt. Doch die Berührung mit der Pflanze kann zusammen mit Sonnenlicht zu Hautverbrennungen führen. Außerdem hat die Staude nur eine schwach verzweigte Pfahlwurzel, so dass sie das Erdreich nicht vor der Erosion schützt. Bekämpft werden kann sie entweder durch Ausgraben, häufiges Abmähen, Pflanzengifte oder Abflämmen, wobei die Methoden je nach Anwendungsgebiet und Vorkommen ihre Vor- und Nachteile haben. Auf jeden Fall muss dabei Schutzkleidung getragen werden. (ch)

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