Dorffest in Heckhuscheid - Dicke Chronik wird erstmals verkauft - Neues Wappen und neues Dach am Bürgerhaus

Heckhuscheid · Die Heckhuscheider feiern am letzten Juniwochenende Dorffest. Das tun sie nur alle zehn Jahre, und diesmal haben sie noch ein paar Extra-Anlässe dafür: das neue Wappen und die Ortschronik, verfasst von sechs Bürgern.

 Noch gibt es die Chronik nur als Druckfahnen, aber in Kürze wird sie fertig vorliegen (von links): Ludwig Palzer, Josef Arens, Gisela Palzer und Jakob Pinten vor dem eingerüsteten Gemeindehaus, an dem man bereits das neue Wappen sieht. Bis zum Fest wird auch das neue Dach drauf sein. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Noch gibt es die Chronik nur als Druckfahnen, aber in Kürze wird sie fertig vorliegen (von links): Ludwig Palzer, Josef Arens, Gisela Palzer und Jakob Pinten vor dem eingerüsteten Gemeindehaus, an dem man bereits das neue Wappen sieht. Bis zum Fest wird auch das neue Dach drauf sein. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Heckhuscheid. Es ereignet sich seltener als die Fußballweltmeisterschaft. Oder die Olympischen Spiele. Oder die Documenta in Kassel: das Dorffest von Heckhuscheid. Denn die Bürger feiern es nur alle zehn Jahre.
Warum eigentlich? Ganz einfach, sagt Ortsbürgermeister Josef Arens: "Die Leute freuen sich so viel mehr darauf. Wenn ich das jedes Jahr mache, sinkt die Begeisterung."Das halbe Dorf im Einsatz


Das mit der Begeisterung sehe man auch daran, wie sehr sich die Heckhuscheider für ihr Fest reinhängen: Von den 150 Einwohnern, sagt Arens, sei bestimmt die Hälfte in die Vorbereitung und den Ablauf eingespannt.
Und diesmal haben sie sogar noch ein bisschen mehr Grund zum Feiern: Das neue Dorfwappen, gestaltet von Christian Credner, wird präsentiert. Und eine Gruppe von Bürgern hat eine Dorfchronik zusammengestellt. Das mehr als 360 Seiten dicke Werk wird beim Fest erstmals verkauft, zum Preis von 25 Euro. Die 500 Exemplare habe man nicht teurer machen wollen, sagt der Gemeindechef. Werden alle unter die Leute gebracht, sind die Druckkosten zwar nicht gedeckt, das macht aber nichts: Den stattlichen Rest der Kosten, gut zehn Euro pro Exemplar, finanziert die Gemeinde, die das unter anderem aus den jährlichen Windkrafteinnahmen bestreiten kann.
Arens freut sich sehr über die Chronik - und darüber, wie sie entstanden ist: Die Arbeitsgruppe habe 15 Jahre lang Informationen und Bilder gesammelt, Archive durchforstet, mit Zeitzeugen gesprochen, geschrieben: Und deshalb sei dabei auch kein "kleines Blättchen" herausgekommen, sondern ein substantielles Werk. Unter großem Einsatz der Beteiligten: "Da sind einige dabei, die haben bestimmt 1000 Stunden verjubelt. Die waren fast jeden Abend zusammen, haben das alles bearbeitet, korrigiert und Ideen eingebracht."
Sechs Bürger stemmten die Arbeit: Agnes und Josef Lenz, Jakob Pinten, Robert Richter aus Plütscheid und Gisela und Ludwig Palzer.
Ja, sagt der Letztgenannte, das sei "allerdings Arbeit" gewesen. Aber auch eine, die Spaß gemacht habe. Und als dann voriges Jahr klar war, dass die Chronik zum Dorffest erscheinen soll, "haben wir uns richtig drangegeben."Erst schießen, dann gucken


Und sie haben viele Geschichten zu Papier gebracht, die bisher nie aufgeschrieben wurden. Wie etwa jene von dem Mann aus Hemmeres, der dabei erwischt wurde, wie er auf Heckhuscheider Bann die Rinde junger Eichen abschälte, um sie für die Lohgerberei zu verwenden. Es kam zum Prozess - "und die haben den bestraft, das ist unvorstellbar", sagt Ludwig Palzer. Auch von seiner Großmutter gibt es eine Geschichte: Die habe seit dem Ersten Weltkrieg eine Pistole im Haus gehabt. Und eines Tages im Reisighaufen auf dem Hof jemanden bemerkt. Als dieser aber nicht aus dem Reisig rauskommen wollte, habe sie kurzerhand hineingeschossen. Und nachgeladen. Um dann zu sehen, wie ein Unbekannter aus dem Haufen hervorkroch und in den Wald sprintete. Es blieb nur eine Blutspur. "Danach", sagt Palzer, "hat niemand mehr Unterschlupf in dem Haufen gesucht."
Auch jüngere Ereignisse sind drin im Buch, zum Beispiel die bis 2008 ausgerichtete "Hannerbesch-Party" der Heckhuscheider Jugend mit rund 2000 Besuchern. Und warum die Fete so heißt: Weil die Heckhuscheider von anderen Eifelern als "Hannerbescher" tituliert wurden. Die "Hinterwäldler", humorbegabt, beschlossen kurzerhand, ihre Party genau so zu nennen. Ludwig Palzer lacht: "Da ist der Feind dann mit den eigenen Waffen geschlagen."
Genau. Und zur Feier des Dorffests lebt die Party noch einmal auf - siehe Extra.Meinung

Mein Dorf, mein Engagement
Die Dörfer in der Eifel haben nicht nur so wunderschöne Namen wie Heckhuscheid, dort blüht auch der Gemeinsinn. Kurz: Provinz von ihrer besten Seite. Wenn man sieht, wie viele sich für ihre Gemeinde, ihr Fest, ihre - übrigens sehr schön geratene - Dorfchronik engagieren, will man sich einfach nur darüber freuen. Und zieht den Hut. f.linden@volksfreund.deExtra

Das Programm rund ums Gemeindehaus und das Festzelt: Freitag, 26. Juni, 20 Uhr: "Hannerbesch"-Party mit DJ Music-Factory. Samstag, 27. Juni, 19 Uhr: Eröffnung Bierpavillon; 20 Uhr: Vorstellung der Dorfchronik und des Dorfwappens, musikalische Umrahmung vom Kirchenchor St. Hubertus Großkampenberg; 21 Uhr: Tanz wie in alten Zeiten mit dem Skyline-Trio. Sonntag, 28. Juni, 10.30 Uhr: heilige Messe in der Kapelle, danach Frühschoppenkonzert des Musikvereins St. Hubertus Großkampenberg; 14.30 Uhr: Auftritt des Kindergartens Habscheid und der Tanzgruppe Lollipop; 16 Uhr: Musik mit Schmitzbackes & Co. Außerdem Kinderprogramm mit Hüpfburg, Schminken und Ponyreiten. fpl

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