Drei Millionen für mehr als 400 Kühe

Ein Superlativ macht Schlagzeilen: Milchbauer Walter Collas baut in Hallschlag den größten Kuhstall in Rheinland-Pfalz. Aber das ist für den Landwirt und seine Frau Andrea nicht das, was wirklich zählt.

 Zuversicht ist alles: Die Bauernfamilie Collas an der Baustelle bei Hallschlag – die Eltern Andrea und Walter mit den Zwillingen Mailine (links) und Joelle. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Zuversicht ist alles: Die Bauernfamilie Collas an der Baustelle bei Hallschlag – die Eltern Andrea und Walter mit den Zwillingen Mailine (links) und Joelle. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Hallschlag. Ein Stall für 400 Milchkühe plus Jungtiere, 104 mal 36 Meter Seitenmaß, Firsthöhe zwölf Meter, ein weiteres großes Gebäude für kranke oder gebärende Tiere und den Melkstand, außerdem fünf Futtersilos: Walter Collas baut ein richtig großes Ding. Für drei Millionen Euro - und das in Zeiten, in denen es den Milchbauern durch den dramatischen Preisverfall überhaupt nicht gut geht.

Hohes Risiko, viel Zuversicht



Auch Collas macht Verlust. "Wir kommen genau so schlecht zurecht wie andere", sagt der 50-Jährige. Und dass er noch im Frühjahr die Entscheidung hätte treffen können, "das alles abzublasen". Tausendmal hätten er und seine Frau Andrea überlegt, ob sie sich an das Projekt herantrauen sollen.

"Wir riskieren unwahrscheinlich viel. Aber ich habe mich so tief in die Materie eingearbeitet, dass ich hundertprozentig sicher bin, dass wir das schaffen. Und dass es richtig ist."

Den beiden ist das mit dem Superlativ unangenehm. "Ich kann darauf verzichten", sagt Collas. Die Beratung durch das Planungsbüro von Christiane Brandes aus Mecklenburg-Vorpommern habe schlicht ergeben, dass der Neubau sich erst bei dieser Größe und Tierzahl rechne - auch was die besseren Beschäftigungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter betrifft. Acht sollen es künftig sein, vier davon in Teilzeit.

Er wolle nicht den Eindruck erwecken, betont Collas, es besser zu wissen als andere. "Wir wollen auch niemanden kaputtmachen", sagt seine Frau. "Wir wollen nur unseren Weg gehen."

Zumal andere Bauern auch mit weniger Kühen hervorragende Arbeit leisteten. Zum Beispiel Robert Richter in Ließem: "Der hat seit Jahren 53 Kühe. Und er weiß, wie man sie hält. Vor dem ziehe ich den Hut." Wie auch vor Peter Meutes in Rommersheim: "Ein Top-Betrieb", sagt Andrea Collas. "Das ist ein Tiermensch."

Und da sind wir bei dem, was die beiden um- und antreibt: Den Kühen - zurzeit etwa ein Drittel der angestrebten Zahl für den neuen Stall - das Optimum zu bieten. "Man muss wirklich auf dieses Tier aufpassen", sagt Andrea Collas. "Nur eine gesunde Kuh kann wirklich gute Milch geben. Und viel."

Dafür braucht die Kuh aber Komfort, Ruhe und Platz, den Collas ihr bald nicht mehr bieten kann - der Stall am Haus ist zu klein. Weitere Tiere sind im Stall von Andrea Collas' Eltern in Weinsheim untergebracht.

Im neuen, besonders tiergerechten Bau wird es pro Kuh 7,6 Quadratmeter Lauf- und Liegefläche geben, mehr als die für tiergerechte Haltung geforderten fünf Quadratmeter. Weitere Merkmale: Futtertische drinnen und draußen, eine bestmögliche Belüftung, keine Rutschgefahr in den Laufgängen. Natürlich setzen sie darauf, dass der Milchpreis nicht bei den aktuell rund 20 Cent pro Kilogramm bleibt, sondern in absehbarer Zeit wieder steigt. Walter Collas: "Der aktuelle Preis ist eine Katastrophe. Um vernünftig wirtschaften zu können, muss er über 30 Cent liegen."

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