"Gandhi" macht Einkaufsbummel

Der Elefant eines in Kall (Kreis Euskirchen) gastierenden Zirkus' büxte aus, um im Städchen zu "shoppen". Kunden und Belegschaft des toom-Marktes nahmen es gelassen, zumal es bei einem geplünderten Containers und einiger Beulen an einem geparkten Auto blieb.

 Elefantenkuh „Gandhi“ macht sich über „Leckereien“ im Salatcontainer auf dem Parkplatz eine Einkaufsmarktes her. Foto: Franz Küpper

Elefantenkuh „Gandhi“ macht sich über „Leckereien“ im Salatcontainer auf dem Parkplatz eine Einkaufsmarktes her. Foto: Franz Küpper

Kall. "Gandhi", die 40-jährige indische Elefantenkuh aus dem Zirkus, der vor dem Kaller Hallenbad sein Zelt aufgeschlagen hat, hielt es nicht mehr im Gehege. Zu verlockend der Duft, der ihr vom Gelände des Kaller "toom"-Marktes in den Rüssel stieg. Dort roch es nämlich äußerst lecker nach Salaten, Broten und Obst. "Das hat die wahrscheinlich schon lange gewittert", vermutete Johanna Weisheit, vom Zirkus. Der Zeltaufbau, bei dem die vierköpfige Elefanten-Crew den Zirkusmitarbeitern tatkräftig assistierte, hatte offenbar tüchtig "Gandhis" Appetit angeregt. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen."Elefanten sind wie kleine Kinder. Sagt man ihnen, sie sollen es lassen, dann wollen sie es sofort ausprobieren", erklärte Weisheit. Ihre Elefanten-Kollegen "Benjamin", "Tonga" und "Moja" staunten nicht schlecht, als "Gandhi" die kniehohe Urft durchwatete und zum Supermarkt stapfte.Dort fand sie mit ihrem Rüssel Salatreste und durchwühlte Container. Wie toom-Mitarbeiter berichteten, versuchte "Gandhi" auch, durch das Lieferantentor in den Markt zu gelangen. Mit ihrem Rüssel betätigte "Gandhi" artig die Lieferantenklingel. Der Kopf sei bereits im Lagerraum gewesen, der Rest des fast drei Meter hohen Dickhäuters passte aber nicht durchs Tor. Die Mitarbeiter des "tooms" blieben angesichts ihres dickhäutigen Besuchers allerdings recht zurückhaltend."Gandhi" zog sich zurück und schlenderte in aller "Elefantenruhe" über den Parkplatz des Getränkeshops. Eine Überwachungskamera fing die filmreifen Szenen ein.Passanten waren längst auf das Zirkus-Tier aufmerksam geworden. Einige wenige beobachteten das Treiben des Elefanten aus sicherer Distanz, andere ließen sich kurioserweise bei ihren Geschäften nicht stören, parkten ihre Wagen oder räumten Getränke in ihren Kofferraum, während "Gandhi" an ihnen vorbeilief.Mit dem Rüssel Auto umgehoben

Nach der gescheiterten "Markt-Erstürmung" galt "Gandis" Interesse einem Beeren-Strauch. Das Problem: Ein parkendes Auto stand ihr im Weg. Das störte "Gandhi" allerdings nicht wirklich. Kurz entschlossen hob sie mit ihrem Rüssel das Auto an. "Um etwa 30 Zentimeter", beobachtete Getränkeshop-Mitarbeiter Fritz Müller. Als genügend Platz war, futterte "Gandi" den Strauch, dessen Reste sie entwurzelte und auf den Parkplatz schleuderte. Auf dem Rückweg "wackelte" der Dickhäuter mit seinem überdimensionalen Hinterteil und brachte dem Auto so weitere Beulen bei.Inzwischen war auch toom-Geschäftsführer Rudi Hannes informiert worden. "Im Nachhinein war es doch eine lustige Aktion. Aber auch eine spannende", so Hannes - und war froh, dass alles recht glimpflich ausging. "Man stelle sich nur vor, Menschen wären zu Schaden gekommen oder der Elefant wäre in den Markt eingedrungen." In 20 Jahren hat Hannes im toom-Markt schon so einige tierische Probleme lösen müssen. Ein Vogel verirrte sich mal in den Markt. "Sogar eine Wildkatze tobte durch die Gänge", erinnert er sich. Doch der Elefant war eine Premiere. Auch die herbeigerufenen Polizisten trauten ihren Augen kaum.Premiere auch für die Polizisten

Pferde, Kühe, Schlangen und sogar einen Strauß mussten die Beamten schon retten. "Aber zu einem Elefanten-Einsatz bin ich in fast 30 Jahren noch nicht gerufen worden", sagte Polizeioberkommissar Rolf Hüpgen mit einem Augenzwinkern.Zirkus-Chef Hardy Weisheit war mittlerweile eingetroffen und fing "Gandhi" wieder ein. Doch nun entpuppte sie sich als wasserscheu, denn zurück durch den Bach wollte sie partout nicht. Es blieb der Weg über die Straße: Wie einen Hund an der Leine führte Weisheit "Gandhi" über die Hindenburgstraße zurück zu ihrem Gehege. "Die hören bei meinem Mann besser als ein Hund", erklärte Johanna Weisheit. Am Zirkusplatz "tröteten" ihr die drei anderen Dickhäuter bereits einen Willkommensgruß entgegen.So ganz falsch war die Elefantenkuh an der toom-Adresse übrigens nicht gewesen. Von 1988 bis 1996 hieß der Einkaufsmarkt nämlich "Jumbo-Markt".

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