Geschunden bis auf die Gräten

SCHÖNECKEN. Ein ganzer Schwarm Kormorane wildert in den Zuchtteichen von Michael Kauth. Der Schönecker Fischwirtschaftsmeister schlägt Alarm – und plagt sich mit den gesetzlichen Vorschriften.

 Schwer gezeichnet: Einer der Karpfen, die Züchter Michael Kauth vor den Kormoranen retten konnte. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Schwer gezeichnet: Einer der Karpfen, die Züchter Michael Kauth vor den Kormoranen retten konnte. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Gehetzt, verletzt, verendet: Die Forellen und Karpfen in den rund 30 Fischweihern von Michael Kauth leiden seit Monaten unter den Attacken von Kormoranen. Mehr als 100 Angreifer hat Kauth gezählt. Viele seiner Tiere sind bereits verendet, andere bieten einen erbarmungswürdigen Anblick - mit Blutflecken, zerstochenen Augen und abgekratzten Schuppen. Bis auf die Gräten haben die hungrigen Vögel einige Fische geschunden. Erst fragen, dann durchladen

Und die gefiederten Wilderer wollen nicht mehr weg aus dem Nimstal: "Die brüten schon hier", sagt Kauth. Deshalb möchte er die Kormorane erschießen lassen - aber das darf er nicht so einfach. Wenn das so weiter geht", sagt der Fischwirtschaftsmeister, "habe ich im Frühjahr nichts mehr, was ich an die Angler verkaufen kann." Vor dem Abschuss steht jedoch die Genehmigung. Die hat sich Michael Kauth auch besorgt, vorigen Dezember bei der Oberen Wasserbehörde, der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz. Preis für die Erlaubnis: 103 Euro. Den Abschuss - die Genehmigung gilt für exakt 20 Vögel - soll der Neustraßburger Förster Rudolf Rumpler übernehmen. Aber bevor der Schütze durchladen kann, muss Kauth auch bei der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm eine Erlaubnis einholen - und eine Haftpflicht-Versicherung abschließen. Diese gilt für Schäden, die eventuell beim Abschuss von "nicht jagdbarem Wild" wie Kormoranen verursacht werden. Das ärgert den Fisch-Besitzer zusätzlich, abgesehen von den neuerlichen Kosten. Dabei stünden die Kormorane schon längst auf keiner Liste bedrohter und schützenswerter Tiere mehr, sagt Kauth. In Nachbarländern geht es leichter

In anderen Bundesländern, zum Beispiel Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, "ist man schon viel weiter", sagt Kauth. "In NRW darf man jetzt schießen, ohne irgendwo zu fragen. Und hier bei uns muss man erst zu 27 Stellen gehen und um Erlaubnis bitten." Das macht den Züchter ungeduldig - und sauer: "Jetzt haben wir schon fast Februar und können die Viecher immer noch nicht bekämpfen", sagt Kauth. Seinen finanziellen Schaden kann er noch nicht abschätzen: "Das sehen wir erst im Frühling. Aber mit 10 000 Euro geht das bestimmt noch nicht hin." Bei der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm haben sich die zuständigen Mitarbeiter nach der Anfrage des Trierischen Volksfreunds der Sache angenommen. "Er bekommt die Genehmigung, wenn er die Haftpflicht abschließt", sagt Pressesprecher Rudolf Müller. Das könne man dem Züchter leider nicht abnehmen - und es habe auch bereits im Schreiben der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord an den Antragsteller gestanden. Dennoch habe sich Michael Kauth erst am Mittwoch bei der unteren Jagdbehörde in Bitburg gemeldet, per Telefon. Trotzdem verspricht Rudolf Müller dem geplagten Fischzüchter aus Schönecken unbürokratischen Beistand: "Unsere Kollegen werden da keine Fisimatenten machen, sondern das auf möglichst kleinem und kurzem Dienstweg erledigen."Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf einer DIN-A-4-Seite und schicken Sie es an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: "TV bringt's voran”, Hanns-Martin-Schleyer-Straße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de.

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