Große Rasthofpläne an der Grenze zu Belgien

Winterspelt/StVith · Drei Regionen, ein Projekt: Die ehemalige Grenzanlage Steinebrück an der A 60 soll zu einem kombinierten Rasthof mit touristischem Portal für die deutsche Eifel, die belgischen Ardennen und den luxemburgischen Ösling werden - sofern ein rechtliches Hindernis überwunden werden kann.

Das Triangel im belgischen St. Vith war gut gewählt für die Präsentation des Vorhabens am Grenzübergang Steinebrück: Denn bei der Vorstellung waren Vertreter aus drei Ländern dabei - Belgien, Deutschland und Luxemburg. Das Vorhaben ist allerdings auch so groß und gewagt, dass die internationale Unterstützung notwendig sein wird.

Darum geht es: Der Ernzener Grubenbetreiber und Abbruchunternehmer Erland Knaf hat vor drei Jahren die rund 35 000 Quadratmeter Fläche und die Zollgebäude beiderseits der Autobahn von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ersteigert. Dann tat er sich mit Projektentwickler Hans-Josef Rogge zusammen. Gemeinsam mit dem Blankenheimer Architekten Frank Paffenholz entwickelten sie das Projekt eines großen Rasthofs mit einer 45 Meter langen Verbindungsbrücke über die Autobahn.

Die weiteren Bestandteile: ein Restaurant, das regionale Küche bietet, ein Laden mit Produkten der Eifel-Marke, Tankstelle, Ladestation für Elektrofahrzeuge, LKW-Mautstelle, Parkplätze und vieles mehr - darunter auch ein touristisches "Empfangsportal", in dem sich Eifel, Ardennen und Ösling darstellen können. Hans-Josef Rogge rechnet damit, dass am Ende bis zu 80 Menschen dort zu beschäftigen wären.

Klingt schon mal klasse - das sagen auch alle, die bislang in das Vorhaben eingeweiht sind. Zumal es von der Grenze bis zum Ende der A 60 am Kreuz Wittlich keine Rastanlage gibt. Allerdings stoßen die Planer auf ein rechtliches Problem: Liegenschaften in Privateigentum dürfen in Deutschland keinen Zugang zu einer Autobahn haben, das Bundesfernstraßengesetz lässt das nicht zu. Bei den üblichen Raststätten gehört das Gelände der Bundesrepublik, die Rastanlagen-Betreiber erhalten dafür eine Konzession.

"Eine sehr attraktive Idee", sagt Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Aber bis zur Verwirklichung seien "viele Hürden und Schwierigkeiten" zu überwinden - vor allem die Frage mit dem Autobahnzugang. Außerdem gelte es nun, ein schlüssiges Betriebsmodell auf die Beine zu stellen. "Erst dann kann man auch über öffentliche Förderung reden." Zumal die A 60 "noch nicht gerade die meistbefahrene Autobahn in Europa ist".
Für die ostbelgische Tourismus- und Kulturministerin Isabelle Weykmans hat das Vorhaben etliche Pluspunkte: "Seit 2003 positionieren wir uns gemeinsam als Eifel-Ardennen-Raum. Hier müssen wir also nicht bei null anfangen." Die Zusammenarbeit funktioniere seit Jahren gut, auf diesen Erfahrungen könne man hier, gemeinsam mit Luxemburg, aufbauen.

Aufbauend: So seien bisher auch die Gespräche zwischen den Vertretern der drei Regionen verlaufen, sagt Hans-Josef Rogge: "Alle sind sich einig, dass wir hier ein richtiges Eifel-Ardennen-Ösling-Portal haben", sagt der Projektentwickler. Und dass es sich dabei um ein bislang in Deutschland einmaliges Vorhaben handle.
Dieser Pilot-Status gibt den Planern auch die Hoffnung, dass man, mit Hilfe aus dem Innenministerium in Mainz, auch eine Sonderregelung mit dem Bundesverkehrsministerium hinbekommen könne.
Investor Erland Knaf bleibt jedenfalls optimistisch: Wenn ich Angst vor Problemen habe, dann darf ich keine Projekte machen", sagt er. Über den Kaufpreis und den finanziellen Rahmen des Vorhabens macht er keine Angaben. Aber bei dem, was er dort vorhat, darf man schon von einem Millionenprojekt reden: "Die ist schnell weg." Und bei einer wird es wohl nicht bleiben.
Jetzt geht es an die nächsten Schritte. Hans-Josef Rogge: "Wir nehmen in Angriff, was eine ganze Region will. Nicht nur eine Region - drei Länder wollen. Das ist das Prägnante an der Geschichte."
Meinung

Das sollte gehen
Wenn die Bundesrepublik stillgelegte Zollgebäude und die angeschlossenen Flächen an der Autobahn in Privatbesitz verkauft, dann doch wohl nicht, um dem neuen Eigentümer hinterher die Fesseln anzulegen: Das rechtliche Problem mit dem - für die Betreiberschaft der Anlage - unbedingt notwendigen Zugang zur A 60 müsste also zu lösen sein. Die Idee, an dieser seit Jahren brachliegenden, schäbigen Stelle nun ein solches kombiniertes Angebot aus Rastplatz und Tourismus-Station - noch dazu als Kooperation mit drei Regionen - auf die Beine zu stellen, klingt ungemein attraktiv. Einzige echte Euphoriebremse: Wird sich das lohnen? Da hilft es auf jeden Fall, dass man dort mit regionaler Qualität punkten will.

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