Hilfe in der Welt der Zahlen

Warum können manche Kinder sehr schlecht rechnen? Wie lässt sich das beheben? Dazu hat Thomas Rottmann beim Grundschulforum in der voll besetzten Aula der Bertrada-Grundschule Prüm referiert.

Prüm. "Nach 52 Prümer Grundschulforen in 19 Jahren ist dies das erste Forum Spezial", sagte Rektor Klaus Hack zur Begrüßung der Zuhörer. "Maßgeblichen Anteil an seinem Zustandekommen — auch aus finanzieller Sicht — hat unser Verlagsrepräsentant vom Schulbuchzentrum Frankfurt, Hermann Trier. Ihm und dem Referenten gilt unser Dank."Im Gefolge der Pisa-Studie werde über Leseschwächen schon lange diskutiert, kaum aber über Probleme beim Rechnen. Das Grundschulforum Spezial solle verdeutlichen, dass es dafür ebenfalls eines gültigen und verlässlichen Diagnose-Instrumentariums bedürfe — im Interesse der Kinder, aber auch, um Hysterien entgegenzuwirken.Authentisches Beispiel einer Betroffenen

Thomas Rottmann ist gelernter Grundschullehrer und Studienrat am Institut für Didaktik der Mathematik an der Universität Bielefeld. Etwa zehn Prozent der Grundschulkinder haben laut Rottmann mit Rechenstörungen zu tun. Eine reine Rechenschwäche gebe es zwar häufig, das sei aber nicht unbedingt Besorgnis erregend. Die auffälligeren Symptome der Dyskalkulie (Entwicklungsverzögerung des mathematischen Denkens) dagegen sollten genau beobachtet werden, weil ernsthafte Entwicklungsstörungen oder psychosoziale Faktoren wie Ängste oder Komplexe die Ursachen sein können.Am authentischen Beispiel der Schülerin Monique (sechstes Schuljahr, Hauptschule) demonstrierte Rottmann Rechenstörungen verschiedenenrArt. Noch im fünften Schuljahr hatte Monique eine Zwei ("gut") in Rechnen. Warum ist es ein Jahr später nur noch eine Vier ("ausreichend")? Dem Kind fehlt Grundlagen-Wissen. Im Umgang mit Zahlen hat es keine inhaltlichen Vorstellungen. Monique kann die jeweilige Rechenart abarbeiten, hat sie aber nicht verstanden. Sie flüchtet deshalb in Notstrategien und entwickelt eine Art subjektive Logik. Die wiederum führt zur Fehlersystematik. Alles wird komplizierter. Monique droht zu resignieren. Es fallen Worte wie "faul" oder "unbegabt"."Entscheidend sind die beiden ersten Schuljahre. Ohne Wissens- und Verständnisgrundlagen bleibt alles andere Flickwerk", resümiert Rottmann. Insofern könne bei Kindern wie Monique von Unbegabtheit oder gar Dummheit nicht die Rede sein. Hier sei Förderung angesagt.Aus seiner Tätigkeit in der Beratungsstelle für Kinder mit Rechenstörungen an der Universität Bielefeld zeigt Rottmann Fördermöglichkeiten auch durch außerschulische Institute auf. Reine Nachhilfe lehnt der Fachmann ab. Die Förderung müsse sich primär mit mathematischen Inhalten befassen.

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